Neuer Preis: "Schulbuch des Jahres"

"Debatte über zeitgemäße Bildungsmedien anregen"

16. März 2012
von Börsenblatt
Premiere auf der Leipziger Buchmesse: Am 16. März hat das Georg-Eckert-Institut erstmals drei herausragende Lehrwerke als "Schulbuch des Jahres 2012" ausgezeichnet – "Navi Mathematik", "Zeitreise" und "geni@l Klick". Den Festvortrag hielt Judith Schalansky. Mitgetragen wird der Preis von der Leipziger Buchmesse.

Gemeinsam mit der Leipziger Buchmesse hat das Georg-Eckert-Institut die Auszeichnung ins Leben gerufen, um die Qualität und Innovation von Schulbüchern zu fördern, heißt es in der Mitteilung des Instituts. Der Preis, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wurde, steht unter der Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz. Die Preisverleihung – in drei Kategorien – fand am 16. März im Rahmen der Leipziger Buchmesse in Anwesenheit von Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Staupe für die Kultusministerkonferenz und Prof. Dr. Fabian, Bürgermeister der Stadt Leipzig, statt.

"Wir prämieren Lehrwerke, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebenswelt abholen, die motivieren und einen Beitrag dazu leisten, Jugendliche auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Es ist unser Anliegen, herausragende Arbeiten von Verlagen und Autoren zu würdigen und die Debatte über zeitgemäße Bildungsmedien anzuregen; ohne dabei in die oft praktizierte 'Schulbuchschelte' zu verfallen", so Jury-Vorsitzende und Direktorin des Georg-Eckert-Instituts Simone Lässig. Ob nun auf echtem Papier oder in elektronischer Form – Schulbücher spiegelten das staatlich legitimierte Wissen wider und seien im Hinblick auf ihre Reichweite echte "Massenmedien", so Lässig zur Relevanz des Schulbuchs heute.

In ihrem Festvortrag unterstrich die Suhrkamp-Autorin und Buchgestalterin Judith Schalansky, die Verflochtenheit von Schulbüchern und ihrem Entstehungskontext: "Nichts ist so lehrreich wie das Lesen veralteter Schulbücher. Es sind Dokumente des kollektiven Gedächtnisses, die einen Demut lehren sollten. Nur indem wir erkennen, dass Wissen – so unumstößlich es auch scheint – eine Geschichte hat, können wir unseren eigenen, verfestigten Standpunkt verlassen." Schalansky ist überzeugt von der besonderen Rolle des Schulbuchs in Zeiten der Digitalisierung und des Internets: "Kuratierte Inhalte werden wichtiger, je überbordender und beliebiger Informationen verfügbar sind. Das Buch der Stunde ist das Kompendium. Und was sind Schulbücher anderes als Kompendien, die das Weltwissen verträglich verwalten."

Die drei Preisträger "Schulbuch des Jahres 2012":

  • "Zeitreise 1" – Kategorie „Geschichte und Gesellschaft“

Das Geschichtsbuch "Zeitreise 1" (Ernst-Klett-Verlag 2011) zeichne sich durch große Verständlichkeit, Klarheit und Gegenwartsbezug aus, so die Experten-Jury in ihrer Begründung. "Es verbindet geradezu optimal Sachlichkeit, Wissenschaftsnähe, Lesbarkeit und innere Stimmigkeit. Sprachlich gelingt dem Werk durchgehend die Gratwanderung zwischen fachlicher Korrektheit, Angemessenheit und Schülernähe." Für den Preis in dieser Kategorie waren außerdem das "Lernbuch Geschichte. Mittelalter" (Ernst-Klett-Verlag 2010) sowie "politik.21" (C.C. Buchners Verlag 2011) nominiert.

  • "Navi Mathematik 7" – Kategorie "MINT"

"Navi Mathematik 7" (Bildungsverlag EINS, 2010) ist ein Mathematikbuch für die Förderschule und überzeuge als bestes Schulbuch aufgrund seiner Klarheit, Verständlichkeit und Innovation in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern (MINT). "Mit einem konsequent, kompetenzorientierten Konzept, das auf einen überzeugenden Alltagsbezug und natürliche Differenzierung setzt, leistet das Schulbuch Vorbildliches und Innovatives". In der engsten Wahl für die Auszeichnung waren außerdem "Das Mathematikbuch, 6. Lernumgebungen. Ausgabe A" (Ernst-Klett-Verlag 2010) und "Linder Biologie SI, 1" (Ausgabe für Baden-Württemberg, Schroedel, 2011).

  • "geni@l Klick, A1. Deutsch für Jugendliche" – Kategorie "Sprachen"

Als ein "hervorragendes Lehrwerk für einen kommunikativen und kompetenzorientierten Unterricht in Deutsch als Fremdsprache" würdigte die Jury "geni@l Klick, A1. Deutsch für Jugendliche“ " (Langenscheidt, 2011). Mustergültig integriere es verschiedene mediale Angebote, insbesondere in der Selbstevaluation und ermögliche die effektive Orientierung an den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen. So könne es als "Vorbild für künftige Lehrwerke auch außerhalb des Fremdsprachenunterrichts dienen". Nominiert war außerdem "Praxis Sprache, 5" aus dem Westermann-Verlag.

"Lehrerpreis" an "Menschen-Zeiten-Räume"

Ausgezeichnet wurde auch ein viertes Lehrwerk: Das Gesellschaftslehrebuch "Menschen – Zeiten – Räume" von Cornelsen erhielt den "Lehrerpreis". Bei einer Online-Umfrage, an der sich 317 Personen beteiligten, waren Lehrer aufgerufen für das Schulbuch zu stimmen, das sie in der Unterrichtspraxis am besten unterstützt.

Auswahlverfahren der Preise
Schulbuchverlage waren aufgerufen, bis zu drei Titel einzureichen. Aus 34 zugeschickten Lehrwerken bewertete eine Experten-Jury mit Fachwissenschaftlern, Didaktikern und Lehrern die Umsetzung des fachlichen und didaktischen Gesamtkonzepts und nahm acht Titel in die engere Wahl. Berücksichtigt wurden neue oder neu aufgelegte Titel aus allen Fächern und Schulformen der Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 – 10). Crossmediale Beigaben waren fast überall vorhanden; vollständig elektronische Medien wurden in diesem Jahr noch nicht eingereicht.

Kooperation zwischen Leipziger Buchmesse und Georg-Eckert-Institut
Mit "Fokus Bildung" hat die Leipziger Buchmesse ihren Schwerpunkt im Bereich Bildung vertieft. Mit der Prämierung exzellenter Schulbücher leistet die Leipziger Buchmesse einen Beitrag zur Qualifizierung der Bildungsangebote.

Das Georg-Eckert-Institut (Braunschweig), Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, ist ein außeruniversitäres Zentrum der Schulbuchforschung, das Schulbücher aus kulturwissenschaftlich-historischer Perspektive untersucht und mit seinen Infrastruktur- und Transferleistungen auch in die Bildungspraxis hineinwirkt.