Leipziger Buchmesse

"Es ist schön, jemand anderes zu sein"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Seit einigen Jahren sind Cosplayer mit ihren schrillen Kostümen ein Blickfang auch auf den Buchmessen. Warum schlüpfen die Manga- und Videospielfans in eine andere Rolle? Eine Umfrage.

Anica (19), Brandenburg und Florian (21), Niedersachsen
Anica: Es macht mir Spaß in andere Rollen zu schlüpfen und an den Kostümen zu basteln. Fast alles ist selbstgemacht oder –genäht. Am Anfang ist auch das Interesse der anderen Messebesucher schön, am Ende nervt es, dass einen alle fotografieren wollen und man nicht mehr von A nach B kommt.

Florian: Anderthalb Wochen habe ich nach der Arbeit an meinem Kostüm gesessen und gebastelt bis in die Nacht. Meine Kostüme fertige ich zielgerichtet für die Events an. Verkleidet sind wir beide als Figuren aus dem Videospiel "Team Fortress". Ich bin Sentyr Gun. Wie ich zu dem Hobby kam? Ich habe mich anstecken lassen. Die Cos-Szene ist im Internet sehr gut vernetzt, man findet schnell Anschluss.

Nadine (26), Sachsen
Es ist schön, jemand anderes zu sein und Komplimente zu bekommen. Seit ein paar Jahren verkleide ich mich. Inspiriert dazu wurde ich auf einem Messebesuch: Ich sah andere Cosplayer (Costume Play) und wollte auch gerne so herumlaufen. Seit einer Stunde warte ich bereits auf eine Freundin, die verkleidet sich aber nicht, ich bin die einzige in meiner Gruppe im Kostüm.

Franziska (23), NRW
Ich liebe die Serie "Freezing". Durch das Kostüm kann ich den Charakteren viel näher sein. Interviews und Fotos gebe ich nicht zum ersten Mal, man fällt schon auf. Schiefe Blicke gibt es auch schon einmal, aber vor allem von den Jüngeren, der Generation Chicks und  Players. Ältere Menschen reagieren positiver und freuen sich. Was ich von den freizügigen Kostümen einiger Cosplayer halte? Nun, ich habe nichts dagegen, solange sie es tragen können. In NRW gibt es übrigens die meisten Cosplayer, vielleicht weil es hier die wichtigsten Events gibt. In Deutschland müssen wir die Kostüme selbst nähen, ich persönlich habe Hilfe bekommen, in Japan kann man die Kostüme kaufen.

Markus (34) Niedersachen, und Sven (35) Hessen
Markus: Letztes Jahr war ich noch zivil hier. Ich verkleide mich um aus der Masse herauszustechen und aufzufallen. Dieses Jahr besuche ich sechs Events. Das beste Event ist die Japan-Expo in Paris, die im Juli stattfindet. Die Kostüme dazu fertige ich immer auf den allerletzten Drücker an (lacht).

Sven: Markus ist als San aus "Prinzessin Mononoke" verkleidet. Ich verkörpere Ashitaka. Auch ich will mich von der Masse absetzen. Ich begleite Markus auf die Events – auch Kassel hat hier einiges zu bieten. Es ist leicht, über die Foren andere Cosplayer zu kennenzulernen. Wenn die Chemie stimmt, dann verabredet man sich regelmäßig für die Veranstaltungen. Da entstehen Freundschaften. Es macht Spaß.

 

In Leipzig werden zwei Auszeichnungen für Cosplayer vergeben: Der Cosplay Wettbewerb am Sonntag und das European Cosply Gathering am heutigen Samstag. Weitere Informationen zu den Wettbewerben gibt es hier.