Kommentar

... und bitte noch einen Toaster zum Buch

19. April 2012
von Börsenblatt
"Die Filialisten sind derzeit nicht zu beneiden. Sie haben mehr Probleme als Erfolge – und müssen obendrein allerlei Spott aushalten", meint Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Für die Wirtschaftsredaktion der "FAZ" zum Beispiel gilt es als ausgemacht, dass etwa Nina Hugendubel "ein wankendes Imperium" führt. Die Zeitung bemüht das Bild vom "Tod der Buchhandlung" (aber nur der Großen), geißelt die frisch angelieferten Zusatzsortimente als "Krimskrams" und "Tinnef" und sieht die Leser (und Käufer) bereits massenweise abziehen: ein paar in Richtung der kleineren Läden, die meisten jedoch in Richtung Amazon.

Was hier als glasklare und schonungslose Analyse daherkommt, klingt nach einem überwiegend selbstverschuldeten Problem. Thalia und die DBH, die Mayersche und andere: Natürlich wirkt ihr Expansionseifer heute übertrieben  – und natürlich stecken sie in Schwierigkeiten. Dass sie den Stein der Weisen nicht finden, kann ihnen jedoch keiner vorwerfen: Es gibt ihn nicht.

Ein Blick ins Ausland schärft den Blick für die Lage. Was man als Erstes sieht, ob in Frankreich, Irland oder auch in den Niederlanden: Bücher haben es momentan nirgendwo leicht – und ebenso die Filialisten (nur Empik in Polen macht hier eine Ausnahme). Fnac verkauft in Frankreich außer Büchern, Musik-CDs, DVDs und -playern jetzt auch Toaster und Geschirr, Hughes & Hughes hofft weiterhin darauf, Kunden mit Non-Books zu locken, und in den Niederlanden sucht ein MA-Filialist den Schulterschluss mit einer Lifestyle-Buchkette (De Slegte und Selexyz). Steckt hinter all dem wirklich nur sinnloser Aktionismus?
 
Die Filialisten mögen Fehler machen, einzelne von ihnen vielleicht sogar vom Markt verschwinden – weil ihre aktuellen Konzepte zu statisch wirken und sie nicht schnell genug Antworten auf die Fragen der Zeit entwickeln. Aber man kann doch annehmen: Filialsysteme haben Zukunft, auch im Buchhandel.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Wir können auch anders" im aktuellen Börsenblatt, Heft 16, Seite 18/19.