Sitzung des Verleger-Ausschusses

"Weg aus dem Tal der Sprachlosigkeit"

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Der Verleger-Ausschuss trat heute im Frankfurter Haus des Buches zum letzten Mal in seiner derzeitigen Besetzung zusammen: Auf den Buchtagen in Berlin wird das Gremium neugewählt. Topthemen der heutigen Sitzung: das Urheberrecht und der Umgang mit rückläufigen Mitgliederzahlen.

Karl-Peter Winters, der sich nach sechs Jahren als VA-Vorsitzender nicht wieder zur Wahl stellt, fragte zu Beginn der Sitzung, ob der Börsenverein beim Urheberrecht aktiv genug sei und sich offensiver mit Vorschlägen zu dringenden Problemen in der Öffentlichkeit bemerkbar machen sollte.

Die Lage beim Thema Urheberrecht habe sich deutlich verändert, betonte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis. Nachdem die Diskussion zuerst sehr einseitig verlaufen sei, habe sie sich nun versachlicht. Dazu hätten auch die Autoren, die sich in jüngster Zeit zu Wort gemeldet hätten, wesentlich beigetragen.

Es sei wichtig, immer wieder zu fragen: "Wo stehen wir beim Urheberrecht?" Es gebe Bereiche, etwa in sozialen Netzwerken, in denen die freie Bewegung im Internet durch das Urheberrecht behindert werde. Hier könnte man über Lösungen nachdenken, die diese Auswirkungen abmildern.

Um den "Weg aus dem Tal der Sprachlosigkeit" zu finden, sei es notwendig, auch mit den Gegnern des Urheberrechts zu diskutieren – vor allem über ihren Freiheitsbegriff. Hier gelte es aber zugleich – etwa in der Auseinandersetzung mit den Piraten – die Spreu vom Weizen zu trennen.

Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang warnte davor, in Panik zu verfallen. Das Urheberrecht sei vielfach durch internationale Abkommen und die Verfassung abgesichert. Nicht das Recht selbst, sondern seine mangelnde Durchsetzung im Internet sei das Problem.

Birgit Reuß, die Leiterin des Berliner Büros des Börsenvereins, stellte die Kampagne "Ja zum Urheberrecht" der Krimiautorenvereinigung Syndikat vor, die am 26. April, dem Welttag des geistigen Eigentums, starten soll.

Antje Kunstmann stieß die Diskussion darüber an, wie die Aktivitäten des Verbands beim Urheberrecht besser in die Öffentlichkeit getragen werden könnten. Die Verleger-Runde war sich darin einig, die argumentative Basis zu verbessern: durch aktive Vorschläge zur Lösung von Problemen, die vor allem bei der Massennutzung im Internet entstehen (Beispiel: die Bearbeitung von Bildvorlagen für die persönliche Seite in einem sozialen Netzwerk); durch die Betonung der qualitätssichernden Funktion der Verlage; durch Vorschläge zur sinnvollen Deckelung von Abmahngebühren bei Verstößen. Die Kommunikation zum Urheberrecht sollte differenziert, aber dennoch für jedermann verständlich sein.

Christian Sprang informierte das Gremium über aktuelle Entwicklungen beim Urheberrecht:

  • Stillstand gebe es beim Dritten Korb. Die Meinungsverschiedenheiten in der Koalition führten dazu, dass der Bund in dieser Legislaturperiode vermutlich keine einzige Novelle zum Urheberrecht vorlege.
  • Sollte der Gesetzgeber untätig bleiben, würde der umstrittene Paragraf 52a des Urheberrechtsgesetzes Ende 2012 auslaufen. Er regelt die Darstellung elektronischer Inhalte in Bildungseinrichtungen, wurde aber in der Praxis häufig über Gebühr beansprucht.
  • Erfolge bei der Pirateriebekämpfung seien die Entscheidungen gegen Rapidshare und die Schließung der illegalen E-Book-Plattform library.nu.
  • Die Entscheidung des Barsortiments Libri, keine Zitate mehr aus Presserezensionen zu verwenden, sind Teile der Branche verunsichert. In Gesprächen mit Presseverlagen suche man nach einer vernünftigen Lösung – etwa auf Lizenzbasis.

 

Die weiterhin sinkende  Mitgliederzahlen des Verbands und damit rückläufige Einnahmen, sollten zu einem Nachdenken darüber führen, ob es dem Börsenverein perspektivisch noch möglich sei, seine bisherigen Aufgaben im gleichen Maße wahrzunehmen, sagte Ravensburger-Geschäftsführer Johannes Hauenstein. Matthias Ulmer plädierte für kreative Lösungen. Die rückläufigen Zahlen kämen wenig überraschend, entscheidend sei, wie man darauf reagiere. Man müsse Beiträge oder Leistungen anpassen, so Ulmer, der zugleich für höhere Mitgliedsbeiträge eintrat, um intelligent zu investieren.

Einstimmig votierte der Verleger Ausschuss dafür, die festgesetzten Beiträge für die Mitgliedschaft innerhalb des Internationalen Verlegerverbands (IPA) nicht infrage zu stellen. Die Zahlung sei verpflichtend, solange man Mitglied des Verbands bleiben wolle. Zugleich aber soll ein präziserer Ausweis über den Nutzen der Aktivitäten des Internationalen Verlegerverbands erfolgen. Verschiedene Mitglieder des VA sprachen sich zudem gegen geplante Einsparungen des Börsenvereins durch Kürzungen der Ausgaben für die Deutsche Fachpresse aus.