Kommentar

Leseförderspiel ohne Grenzen

25. April 2012
von Börsenblatt
Am 23. April fand der Welttag des Buches statt – erstmals dabei die Aktion "Lesefreunde" und eine "Weltnacht des Buches". Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.

In diesen Zeiten auf der Straße Bücher zu verschenken – das birgt Verwechslungsgefahr. Die Frage, ob man da etwa kostenlose Koranausgaben verteile, wurde am 23. April zumindest für eine Aachener Buchhandlung zum Running Gag des Tages.

Das Team der Buchhandlung war gemeinsam mit registrierten Lesefreunden vor den Laden gezogen, um die Gratisexemplare der Welttagsedition an Passanten abzugeben. Dabei nicht nur über das Lesen und die Literatur, sondern auch über Politik, Gesellschaft oder Religion ins Gespräch zu kommen – gibt es etwas Besseres?

Man kriegt nichts geschenkt, heißt es. Buchhandlungen, Verlage und auch die Autoren, die ihre Werke für die Aktion "Lesefreunde" honorarfrei zur Verfügung stellten, haben diesen Satz am Welttag des Buches widerlegt. Und den Menschen das geschenkt, was ihnen wichtig ist – und wovon sie leben: Geschichten. Die Branche hat damit gleich zwei Kampagnen zur Leseförderung an der Hand, die Gutscheinaktion für Schüler und die Buchpakete für erwachsene Lesefreunde. Ein gemischtes Doppel, das Sortimente rund um den Welttag mit Geschick und Kreativität gespielt haben. Obwohl die Aktion erst nicht unumstritten war.

Klar, der Buchhandel hat den Welttag schon lange mit vielen starken Ideen auf regionaler Ebene gefeiert. Aber das Bestechende an den Lesefreunden und der Weltnacht des Buches ist das Spiel ohne Grenzen: In England, wo die Idee geboren wurde, und in den USA wird genauso gefeiert. Von hier aus könnte das Konzept in den nächsten Jahren Kreise ziehen, der Welttag des Buches seinem Namen auch durch eine weltumspannende Aktion gerecht werden. Dass nicht nur in Aachen, sondern auch in New York Lesefreunde auf den Straßen standen, um Bücher zu verschenken, dass nicht nur in Hamburg, sondern auch in London eine Weltnacht gefeiert wurde: Das hat was. Global gesehen – und lokal auch.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Auf der Couch, mit Brause und Karl May" im kommenden Börsenblatt, Heft 17, Seite 30/31.