Branchenparlament

Buchmarketing-Kampagne dringend erwünscht

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Mit überwältigender Mehrheit hat das Branchenparlament heute die Empfehlung für eine Buchmarketing-Kampagne ausgesprochen. Mit einem auf drei Jahre verteilten Gesamtbudget von drei Millionen Euro soll diese Kampagne in erster Linie eine „Verkaufsförderung für das Buch“ zum Ziel haben, hatte zuvor Alexander Skipis dargelegt.

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins betonte, dass es „die Anstrengung von uns allen erfordert, das Ziel zu erreichen“. Nur wenn die gesamte Branche sich bei diesem Großprojekt engagiere und aktiv mitmache, sei ein besseres Image und eine höhere Aufmerksamkeit für das Buch in der Gesellschaft zu schaffen. Bereits am Dienstag hatte der Vorstand des Börsenvereins das Vorhaben mit Zustimmung aufgenommen.

Bei drei Gegenstimmen von Verlegern sowie zwei Enthaltungen wird nun der im Juni tagenden Hauptversammlung des Börsenvereins geraten, einen entsprechenden Beschluss zu fassen und damit den Startschuss für die Entwicklung der Kampagne zu geben. Beauftragt würde dann die Hamburger Agentur „Zum goldenen Hirschen“, eine der großen inhabergeführten Agenturen in Deutschland, die insbesondere ihre Kompetenz für PR-orientierte Kampagnen mehrfach nachgewiesen hat.

Kernzielgruppe, so steht es in der jetzt vorliegenden Machbarkeitsstudie der Hamburger, sollen zwei der sogenannten Sinus-Milieus sein, nämlich die Bürgerliche Mitte sowie die Pragmatisch-Adaptiven. Letztere seien Menschen, die „dann, wenn es gesellschaftlich als interessant gilt zu lesen, auch lesen“, erläuterte Skipis. Zurzeit läsen sie eher weniger – es sei also auch ein erhebliches Neuleserpotenzial zu unterstellen.

Das Budget soll durch jeweilige Sonderausschüttungen der Börsenvereins-Beteiligungsgesellschaft (BBG Holding) Jahr für Jahr bereitgestellt werden. Die Entnahme aus der Liquidität der Wirtschaftsbetriebe des Verbandes sei „ohne Beeinträchtigung der Betriebe möglich“, versicherte Skipis.

Die Diskussion im Branchenparlament ergab viel Zustimmung für das Vorhaben. Der Buchhändler Hartmut Falter (Mayersche) sagte an Skipis gerichtet, bisher sei „alles richtig gemacht worden. Man merkt Ihnen auch die Leidenschaft für dieses Thema an.“ Falter bedauerte, dass in den vergangenen Jahren die Buchbranche medial vor allem über Krisensymptome und E-Commerce definiert worden sei. Einer gut gemachten und dringend notwendigen Buchmarketing-Kampagne sei zuzutrauen, dass sich das wieder ändert. Wie auch Falter, meldete der Zwischenbuchhändler Oliver Voerster (KNV) allerdings Zweifel an, ob das vorgesehene Budget von drei Millionen Euro ausreichend hoch sei. Aus seiner Sicht solle man sich vorbehalten, im Falle entsprechender Kampagnenexzellenz den Betrag aufzustocken.

Die Verleger Thomas Carl Schwoerer und Karl-Peter Winters äußerten Vorbehalte. Schwoerer sagte, er verfolge zwar die Idee „mit viel Sympathie“, wolle aber zunächst noch keine Empfehlung an die Hauptversammlung aussprechen. Stattdessen regte er an, die von Skipis gehaltene Präsentation an alle Mitglieder der Fachausschüsse und des Branchenparlaments zu verteilen, so dass bis zum Juni in den Unternehmen die Diskussion geführt und weiter geschärft werden könne.

Winters merkte an, er glaube nicht daran, „dass man über eine Imagekampagne höhere Buchverkäufe erzielen kann“. Dann sei ihm eine Kampagne schon lieber, die explizit der Stärkung des stationären Sortiments gewidmet würde. Außerdem fehle ihm, Winters, vor dem endgültigen Beschluss zu einem branchenweiten Buchmarketing eine Prüfung der Frage, ob das verfügbare Geld nicht besser zu anderen Zwecken, insbesondere einer Kampagne für das Urheberrecht, verwendet werden sollte.

Die breite Mehrheit des Parlaments ließ sich durch die Einwände der beiden Verleger von ihrer Zustimmung zu einem dreijährigen Buchmarketing jedoch nicht abbringen.