Interview mit Michael Riethmüller

"Eine klare Vision"

28. Juni 2012
von Börsenblatt
RavensBuch-Geschäftsführer Michael Riethmüller, erster Vorsitzender des unlängst gegründeten Vereins buylocal, über seinen Schlachtplan.

Nach der Vereinsgründung: Was sind die nächsten Schritte?
Die Agenda ist lang: Der Verein muss beim Amtsgericht eingetragen werden, der Vorstand über die Struktur der Mitgliedsbeiträge und vieles Weitere beraten. Es liegen bereits 141 Anfragen von Firmen und Buchhandlungen vor, etwa 50 davon wollen unserem Verein beitreten. Zu allen halten wir Kontakt.

Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag?
In der Eile der Gründung konnte diese Frage noch nicht im Detail geklärt werden. Sicherlich ist ein umsatzabhängiger Beitrag sinnvoll. Wir Gründungsmitglieder haben jetzt erst mal einen vorläufigen Beitrag von 100 Euro festgesetzt. Das wird sicherlich der Mindestbeitrag sein. Wir wollen natürlich auch Verlage als Fördermitglieder gewinnen. Es gibt bereits erste Kontakte.

Verraten Sie schon, mit wem?

Dazu ist es noch zu früh.

Braucht es einen bundesweiten Verein für ein regionales Thema?
Das Thema ist eben nicht nur regional, es betrifft alle Verbraucher: Es geht darum, den inhabergeführten Einzelhandel zu stärken und so die Austauschbarkeit der Innenstädte aufzuhalten. Dass der Einkauf bei Amazon & Co. ganz ursächlich dafür ist, liegt auf der Hand. Neben den großen überall anzutreffenden  Filialisten sind aber auch Einkaufszentren problematisch, denn auch diese entziehen unseren  Innenstädten die Kaufkraft. Zu beobachten sind diese Kannibalisierungseffekte in unserer Region zum Beispiel durch das Forum Allgäu in Kempten: Besucherströme verändern sich, die Seitengassen verlieren an Frequenz.

Was sind die Vorteile einer bundesweiten buy-local-Bewegung?
Buchhandlungen aus der ganzen Republik brennt das Thema unter den Nägeln, denn der E-Commerce wird ohne Bewusstseinswandel der Konsumenten weiter an Umsatz gewinnen. Der Vorteil eines bundesweiten Vereins ist, dass sich die Botschaft besser und mit mehr Unterstützung kommunizieren lässt. Dazu möchten wir prominente Botschafter gewinnen, zum Beispiel Schriftsteller, und ein Qualitätssiegel schaffen.

Wie reagieren Sie auf die Kritik am Anglizismus buy local?
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Jeder, der den Slogan hört, weiß worum es geht. Das ist die Hauptsache. Außerdem sind wir Teil einer weltweiten Bewegung.

Nicht jeder kann bei Ihnen mitmachen – etwa Läden in Einkaufszentren oder ohne Webshop. Bleiben damit nicht zu viele außen vor?

Wir wollen, dass die Kunden aus Überzeugung bei uns kaufen. Dazu gehört, dass man sein Geschäft mit Engagement führt — und engagierte Kollegen gibt es sehr viele. Eine eigene gute Website zum Beispiel kriegt doch heutzutage jeder hin.

Sind Kooperationen mit anderen Branchen denkbar?
Wir wollen Leuchttürme, sowohl in der Branche als auch außerhalb. Das ist in den Statuten so festgelegt. Bisher sind wir ein paar Buchhändler mit ein paar guten Ideen. Auch bei einer klaren Vision muss man Schritt für Schritt vorwärtsgehen.

Wie steht buylocal zur Buchmarketingskampagne?
Das Buchmarketing mit den richtigen Ideen und der richtigen Umsetzung ist eine sehr gute Idee. Buylocal ist eben keine Marketingidee. Nur wenn der Verbraucher sich von dieser Vision ansprechen lässt, werden wir auch zukünftig lebendige Innenstädte haben.

Wer führt das Geschäft, während Sie die Werbetrommel rühren - und wie stecken Sie persönlich den Stress weg?
Die Kinder sind aus dem Haus, der Hund unserer Tochter ist verstorben. Die Anhäufung der Termine vor der Vereinsgründung war natürlich sehr groß, aber glücklicherweise ist das kein Dauerzustand. Jeder Ehrenamtliche kennt das ja. In der Firma arbeiten wir  zu dritt an diesem Thema:  Christoph Paris, meine Frau Margarete und ich. Außerdem haben wir über 30 sehr gute Mitarbeiter(innen). In Zukunft wird natürlich auch der übrige Vorstand Verantwortung übernehmen.

Fragen: Kai Mühleck