Es herrscht ein munteres Treiben in diesen Tagen – Filialisten öffnen, Filialisten schließen oder kündigen zumindest eines von beiden an. Einen Schlussstrich zieht man in Dortmund, Köln und Essen: Die Mayersche und Thalia geben dort jeweils Großflächen auf, die hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind. Ballast abwerfen, könnte man das nennen. Zugleich geht der Hagener Filialist demnächst in Marburg an den Start – auf gut 500 Quadratmetern: just das Maß, dem bei der Douglas-Tochter erfolgreiches Buchhandeln zugetraut wird. Die Zeit der Expansion in großen Dimensionen ist, wie angekündigt, endgültig vorbei.
Andere Sortimenter wissen dies längst und haben ihr Gebiet und die Anzahl ihrer Filialen stets in kleinen Schritten erweitert. In diesen Tagen lohnt sich ein Blick in den Süden der Republik auf die Buchhändler, die hinter Thalia, Hugendubel & Co. rangieren. Die Osiandersche in Tübingen etwa sowie die Buchhandlung Rupprecht in Vohenstrauß.
Beiden gemein ist eine maßvolle Expansion, langsam, aber stetig geht es hier schon seit Jahren voran. Sie wagen sich wohlüberlegt an neue Standorte oder erwerben ausgewählte Buchhandlungen. Ihrer angestammten Region bleiben sie dabei treu. Bis auf wenige Ausnahmen: Gerade verlässt die Osiandersche wieder einmal ihr Kerngebiet und streckt die Fühler nach Bayern aus (Landsberg am Lech), während Rupprecht im Revier der Baden-Württemberger wildert (Crailsheim). Eine Bemerkung am Rande: Im Moment herrscht Gleichstand bei den Familien Riethmüller und Rupprecht – je 26 Filialen umfasst ihr Buchhandelsnetz.
Welche Expansionsstrategie erweist sich nun im Nachhinein (zumeist ist man da sowieso klüger) als die bessere? Die Marktführer haben Lehrgeld gezahlt und offenbar von der Konkurrenz gelernt: Lieber einige kleine Schritte zum angestrebten Ziel als wenige große.
