EU-Kommission

Open Access zur Wissenschaft

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Europäische Kommission möchte für Forscher und Unternehmen in der EU den Zugang zu öffentlich geförderter europäischer Forschung erleichtern. Bis 2016 sollen 60 Prozent der Forschungsergebnisse frei verfügbar sein, lautet das Ziel.

In der Mitteilung der Europäischen Kommission vom 17. Juli zu den geplanten Maßnahmen heißt es dazu: "Ein umfassenderer und rascherer Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln und Daten soll es für Forscher und Unternehmen leichter machen, die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung zu nutzen." So werde die Innovationskapazität der EU gestärkt, und die Bürger kämen rascher in den Genuss der Vorteile wissenschaftlicher Entdeckungen.

Die jährlichen Forschungsinvestitionen in Höhe von 87 Milliarden Euro würden auf diese Weise für Europa rentabler genutzt. "Die Steuerzahler sollten nicht zweimal für Forschungsergebnisse zahlen müssen, und sie müssen problemlos auf Rohdaten zugreifen können", erklärt die EU-Kommissarin Neelie Kroes, zuständig für die Digitale Agenda. Und: "Daten sind das neue Erdöl." Für Wissenschaftler und Firmen würde sich die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, ergänzt Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung und Innovation.

Die Europäische Kommission will dies zunächst bei "Horizont 2020", dem Forschungs- und Innovationsförderprogramm der EU für 2014 bis 2020, umsetzen. Ab 2014 müssen alle durch das Programm geförderte Artikel frei zugänglich sein.

Zwei Wege schlägt die Kommission vor: erstens den "goldenen" freien Zugang, bei dem die Publikationen sofort online verfügbar sind. Hier könnten die Veröffentlichungskosten gegebenenfalls von der Europäischen Kommission erstattet werden. Zweitens den "grünen" freien Zugang. Forscher stellen ihre Artikel spätestens sechs Monate nach der Veröffentlichung (zwölf Monate im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften) über ein frei zugängliches Archiv zur Verfügung.

Den EU-Mitgliedstaaten wird empfohlen bei nationalen öffentlichen Forschungsprogrammen ähnlich zu verfahren. So sollen bis 2016 von den publizierten Resultaten der in Europa öffentlich geförderten Forschung 60 Prozent frei zugänglich sein. In Großbritannien etwa wurde bereits vor zwei Tagen angekündigt, dass bis 2014 öffentlich geförderte Forschungsliteratur insgesamt frei zugänglich sein soll.

Die Kommission will zudem mit Möglichkeiten des freien Zugangs zu Daten experimentieren, die im Rahmen öffentlich finanzierter Forschungsarbeiten gewonnen wurden. Hierbei sollen die Interessen des Empfängers (Geschäftsinteressen und Schutz der Privatsphäre) berücksichtigt werden.