Diesmal lautet das Ziel: Man will sich auf den Kernmarkt Schule konzentrieren, die digitale Produktpalette ausweiten, schlanker und schneller werden – und sich ingesamt flexibler an Marktveränderungen anpassen. Die Krux an der Sache: Cornelsen wird dafür einen langen Atem brauchen – die Schulen sind beim Thema Digitalisierung noch längst nicht so weit.
Andererseits: Worauf hätte man denn warten sollen? Dass Apple tatsächlich das Schulbuch neu erfindet, oder alle Schüler einen Laptop mit sich rumtragen?
Der Konzern musste handeln: So, wie die Bildungsgruppe bislang dasteht, ist sie zu groß und hat zu viele Winkel. Obendrein konnten wohl einige Zukäufe aus der Vergangenheit nicht die Erwartungen erfüllen, die die Konzernspitze zunächst an sie hatte. Gut, dass sie den Mut besitzt, ihren Kurs zu revidieren.
Für die Angestellten in Mannheim und Berlin, die derzeit um ihre Jobs bangen, mag es nicht leicht sein, der neuen Strategie etwas abzugewinnen. Aus der Vogelperspektive betrachtet, spricht sie jedoch für Weitblick – auch wenn es etwas ungelenk wirken mag, nach so kurzer Zeit die Verlagsgruppe erneut auf den Kopf zu stellen.
Weitblick meint dabei vieles, vor allem: sich bedingungslos dem Markt zuzuwenden, Risiken zu akzeptieren und ohne Furcht zu handeln. Cornelsen scheint dazu in der Lage zu sein – und will das Rad gar nicht immer neu erfinden, sondern sich digitales Know-how, die Innovationskraft der Start-ups durch eine Beteiligungsgesellschaft ins Haus holen.
Unabhängig davon: Nachrichten wie diese dürfte die Branche in diesem Jahr noch häufiger zu hören bekommen. Cornelsen ist keine Ausnahme.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Ein Konzern bringt sich in Form" im kommenden Börsenblatt, Heft 30, Seite 16/17.
