Kommentar

Wenn Bücher Weltkarriere machen

9. August 2012
von Börsenblatt
Im vergangenen Jahr wurden 8.000 Lizenzen deutscher Titel ins Ausland verkauft, etwas weniger als im Jahr zuvor. "Am Ende kommt es nicht auf die Zahl der Deals, sondern auf das Geld in der Kasse an", meint Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.
Laufen die Geschäfte gut? Die Antwort auf diese Frage ist immer auch eine Frage der Relation. Genau 8.000 internationale Lizenzverträge wurden im vergangenen Jahr zu Büchern made in Germany abgeschlossen, wie aus der Lizenzumfrage des Börsenvereins hervorgeht. Das sind rund 200 weniger als im Jahr davor. Und klingt bei gut 80.000 Erstauflagen, die auf den deutschen Markt gekommen sind, nicht gerade nach einem boomenden Exportbusiness.

Jetzt kommt das Aber: 2002 hatten die deutschen Verlage gerade mal 5.000 Lizenzvereinbarungen mit ausländischen Partnern abgeschlossen. Die Differenz zu heute spiegelt auch den Grad der Professionalisierung wider, den der Lizenzhandel erlebt hat. Suhrkamp etwa erschließt seine Backlist schon länger systematisch für den Weltmarkt und wird für diese Vermittlungsarbeit belohnt. 15 Prozent steuern die Auslandslizenzen heute zum Gesamtumsatz bei, vor drei Jahren waren es fünf bis zehn Prozent. Die aufwendige Kontaktpflege scheint sich zu lohnen, erst recht mit großen Namen im Gepäck. Aber im Lizenzhandel geht es nicht nur um Klassiker und hochdekorierte Gegenwartsautoren. Und auch nicht nur ums Kinderbuch, den aktuellen Motor im Exportgeschäft mit deutschen Inhalten. Ein Brot- und Butterartikel der Branche, der Ratgeber, hat ebenfalls Weltkarriere gemacht und stellt zehn Prozent aller Lizenzverkäufe.

Am Ende kommt es nicht auf die Zahl der Deals, sondern auf das Geld in der Kasse an. Und wer will, dass es möglichst üppig fließt, muss sein Rechtereservoir ausschöpfen, im Ausland wie im Inland. Hilfe zur Selbsthilfe gibt es genug – die bewährten Gemeinschaftsstände auf internationalen Buchmessen, die neue Plattform MVB RightsLink für den Handel mit Kleinlizenzen, ein frisch aufgelegtes Buchmesse-Seminar zum Merchandising. Der Vorteil für alle, die fit im Rechtehandel sind: Wer die Verwertungskette verlängert, wird unabhängiger vom bröckelnden Stammgeschäft.