Frankfurter Buchmesse 2012

Buy-local-Kampagne in den Startlöchern

10. Oktober 2012
von Börsenblatt
Auf der Buchmesse ist heute Nachmittag der Startschuss für die Buy-local-Kampagne gefallen - in Anwesenheit der Schirmherrin Petra Roth, 17 Jahre lang Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt. Bislang beteiligen sich 42 Buchhändler an der Initiative, die vom Ravensburger Buchhändler Michael Riethmüller ins Leben gerufen wurde.

"Ich mag es, wenn aus Ideen Taten werden", sagte die ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth vor zahlreichen Journalisten. "Die Initiative hat sich eine Daseinfürsorge für den lokalen Handel auf die Fahnen geschrieben und setzt sich für ein urbanes Lebensumfeld ein." Dieses Vorhaben wolle Roth unterstützen.

Sie bescheinigte dem individuellen Buchhandel "ein hohes Engagement, Kompetenz und das Eingebundensein in die Strukturen vor Ort". Sie selbst kaufe ihre Bücher am liebsten im inhabergeführten Buchhandel. Es sei eine Zumutung, in Massenstores zu gehen und dort keine fachkundigen Auskünfte zu erhalten, so Roth. Wer vor Ort kaufe, leiste gleich in mehrerlei Hinsicht einen wichtigen Dienst. Die Steuereinnahmen blieben am Ort, Arbeitsplätze würden erhalten.

Michael Riethmüller, Initiator der Kampagne, verwies auf Konkurrenten im Internet wie Amazon oder Zalando. Man müsse den Kunden vermitteln, dass sie selbst dafür verantwortlich seien, was mit den Innenstädten geschieht. "Wer bei Buy local mitmacht, verpflichtet sich mit einem Gütesiegel, bestimmte Kritieren einzuhalten."Zudem solle bei  den Kunden das Bewusstsein geschaffen werden, welche politischen, gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen ihre Kaufentscheidungen hätten.

"Ein lebendiger Handel trägt zu einem sozialen Gefüge bei, das den Stadtteil zusammenhält", betonte Dorothee Junck, die mit ihrem Buchladen Neusser Straße in Köln bei Buy local mitmacht. Händler zeichneten sich auch dadurch aus, "dass sie eine Meinung haben und Rat geben".

Verlagsvertreter Florian Andrews wies darauf hin, "dass Verlage Interesse an dieser Initiative haben müssen". Schließlich seien es die inhabergeführten Buchhandlungen, "die Themen setzen und durchbringen, nicht die Ketten und nicht das Internet".

Einen Blick über den großen Teich warf Daniel Lang, Professor an der Leuphania Universität Lüneburg - dort forschend in einem Innovations-Inkubator (Fakultät für Transdisziplinäre Nachhaltigkeitswissenschaften). In den USA gebe es ähnliche Initiativen, die mit bis zu 30.000 Unternehmen 450.000 Arbeitsplätze repräsentierten. Diese "international local living economy" ziele auf Nachhaltigkeit in puncto Ökonomie, Umwelt sowie soziale Perspektive. Lang und sein Team werden Buy local in Deutschland wissenschaftlich begleiten.

Die bundesweite Image- und Marketingkampagne für Buy local startet am 15. Oktober. Mitmachen können nicht nur Buch-, sondern auch Einzelhändler anderer Branchen.