Rowohlt-Übersetzerpreise

Ewig auf der Nobelpreisträgerliste

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Frank Heibert, Willi Zurbrüggen und Eva Hesse erhalten bei einem Festessen im Frankfurter Hotel Hessischer Hof die Übersetzerpreise der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung.

Es kommt nicht oft vor, dass ein Übersetzer mit Autoren wie Philip Roth und Thomas Pynchon verglichen wird. Bei der Verleihung der Übersetzerpreise der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung gestern im Hessischen Hof befand Arche-Verleger Nikolaus Hansen jedoch: Genau wie die beiden berühmten Amerikaner stehe der Berliner Übersetzer Frank Heibert schon ewig auf der Nobelpreisträgerliste. Im Gegensatz zu ihnen aber erhalte er den Preis nun. Zur Erläuterung muss gesagt werden, nicht den Nobelpreis, wohl aber einen der wichtigen Übersetzerpreise hierzulande, den mit 15.000 Euro dotierten Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis.

Heibert, der vor allem für die Übersetzung von Don DeLillo „Unterwelt" geehrt wurde, beschrieb in seiner Dankesrede das Übersetzen als „eine äußerst körperliche Erfahrung", gehe es doch darum, in die „Haut des Autors zu schlüpfen und die Welt mit seinen Augen zu sehen".

Willi Zurbrüggen, der unter anderem Antonio Skármeta und Manuel Vázquez Montalbán übersetzt hat, nahm den Jane Scatcherd-Preis (10.000 Euro) für seine Lebensarbeit entgegen. Das Übersetzen beschrieb er als Leidenschaftsberuf, der – einmal erprobt – „an Intensität und Erfüllung alle bis dahin angetasteten und vorgeschmeckten Berufsbilder in den Schatten stellte".

Der Paul Scheerbart-Preis (5.000 Euro) ging an die aus gesundheitlichen Gründen abwesende Eva Hesse für ihre vollständige Übertragung der "Cantos" von Ezra Pound, die gerade in einer prachtvollen Ausgabe bei Arche erschienen sind.