Urheberrecht

"Ein Thema, das über uns kommt"

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Wem gehört mein Werk? Die Autoren Peter Prange und Alfred Bekker machten sich am Messe-Samstag auf die Suche nach Antworten - im Paschen-Literatursalon und auf Einladung des Börsenvereins. Leider ohne Julia Schramm von der Piratenpartei, die kurzfristig absagte.

in einem Punkt waren sich die beiden Diskutanten ausgesprochen einig: Das Urheberrecht ist gut so wie es ist und muss gar nicht verändert werden, allen Unkenrufen zum Trotz. Die Freiheit des Internets sollte eine Freiheit von Zensur sei, machte Krimi-Spezialist Alfred Bekker deutlich. "Sie kann aber keine Freiheit vom Bezahlen sein".

Für ihn ist das Urheberrecht eine zivilisatorische Errungenschaft, die die Produktion von Ideen erst ermögliche und nicht von technischen Veränderungen abhängig gemacht werden dürfe – da sei weder Raum für Kompromisse noch für Dialoge: "Bei den Forderungen nach einer Lockerung des Urheberrechts soll das Privateigentum anderer Leute abgeschafft werden - aber bitte nicht das eigene."

Bekker vertritt seine Rechte selbstbewusst, auch gegenüber den Verlagen. Seine E-Book-Rechte beispielsweise gibt er längst nicht immer ab, sondern behält sie selbst in der Hand: "Ich schreibe soviel, da lohnt sich der Aufwand, eigenen digitalen Sachverstand aufzubauen."

Peter Prange dagegen, Fantasy-Autor, ist froh, dass ihm ein Verlag die Mühen der Vermarktung abnimmt: "Wenn ich das alles alleine machen sollte, würde ich zehn Jahre für ein Buch brauchen." E-Books sind für ihn eher ein Thema, "das über uns kommt".

Bücher, so Prange, sehe er als Lebensbegleiter und nicht nur als Datei. "Wenn ich vier bis fünf Printbücher mit in den Urlaub nehme, muss ich sie gnadenlos zu Ende lesen. Bei 100 E-Books auf meinem Lesegerät ist die Gefahr groß, zu zappen wie beim Fernsehen. Und dann ist man von der schieren Masse so besoffen, dass einem gar nichts mehr gefällt." Was Folgen für die Autoren haben könnte: Schon auf der ersten Seite des Romans müssten sie ihre Leser am Haken haben - und das dürften die Verlage ihnen dann auch entsprechend deutlich machen.

Solche Sorgen spielen für Alfred Bekker keine Rolle: "Bei mir steht immer die Geschichte im Zentrum, nicht das Medium". Im Gegenteil: Das elektronische Publizieren sei auch eine "Riesenchance", sich von den Zwängen genormter Buchumfänge zu befreien. Ob 14 oder 1400 Seiten: "Im E-Book ist jede Seitenzahl möglich".

Sollten Leser das Recht auf eine legale Privatkopie haben, um auch ein E-Book an Freunde verleihen zu können? Das, so räumte Prange ein, sei eine heikle Frage, bei der er durchaus etwas Verständnis für die Position der Piratenpartei aufbringen könne - ohne sie deshalb mitzutragen. Schließlich verdiene ein Autor an einem Taschenbuch nur 50 bis 60 Cent. "Das Buch als Kulturgut für alle ist eine großartige Leistung - aber eine merkantile Katastrophe."

So spannend die Debatte der beiden Autoren, moderiert von Susanne Führer (DeutschlandRadio Kultur), auch war – eine fehlte: Julia Schramm, Autorin und Mitglied im Bundesvorstand der Piratenpartei, hatte ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Offizielle Begründung: Sie stehe für politische Gespräche rund um das Urheberrecht bis auf weiteres nicht zur Verfügung.