Kommentar von Michael Roesler-Graichen

Mitsprache im globalen Buchmarkt

31. Oktober 2012
von Börsenblatt
"Auf Größe kann es ankommen, wenn man im globalen Buchgeschäft mitreden will", meint Michael Roesler-Graichen in seinem Kommentar zur Fusion von Random House und Penguin.

Ein Verlag mit Weltgeltung muss nicht groß sein. Zumindest wenn man literarische Maßstäbe anlegt. Und auch große Autoren sind nicht notwendig auf Verlagsriesen angewiesen, sieht man einmal vom Vermarktungspotenzial ab. Deshalb fahren auch Bestsellerautoren, deren Bücher weltweit vertrieben werden, im deutschen Markt mit unabhängigen mittelständischen Verlagen gut – wie etwa Ken Follett (in Großbritannien bei Penguin unter Vertrag) mit Lübbe.

Auf Größe kann es allerdings ankommen, wenn man im globalen Buchgeschäft mitreden will – in einem Markt, der im Zeichen der Digitalisierung keine Grenzen mehr kennt. Oder wenn es gilt, hegemonialen Bestrebungen großer E-Book-Händler (mit Verlags­ambitionen) entgegenzutreten, um auch künftig auf Augenhöhe miteinander verhandeln zu können – nach dem Motto: "Willst du meine 20.000 Novitäten jährlich als E-Book anbieten oder nicht?" Um Größe geht es aber auch, wenn man Wachstumschancen in anderen Märkten – etwa in den aufstrebenden Schwellenländern, den "emerging markets" – nutzen will. Genau dies ist das Kalkül, das hinter der Fusion von Penguin und Random House steckt.

Wer im Weltmaßstab investieren will, braucht dazu hervorragende Substanzen, gesunde Finanzen und eine perfekte Infrastruktur. Penguin Random House wird – mit dem Segen der Kartellwächter – ab Herbst 2013 beweisen müssen, dass es dies kann.

Ob der Zusammenschluss von Random House und Penguin Vorbild für weitere Konzentrationen in der internationalen Buchwelt sein könnte, ist nicht auszuschließen. Allerdings gibt es derzeit nur wenige weitere Kandidaten, die für eine solche Elefantenhochzeit infrage kämen. Im digitalen Buchmarkt ist aber auch ein anderes Szenario denkbar: ein flexibles Verlags- und Vertriebsnetzwerk, das vielen Kleinen über Nacht zu ökonomischer Schlagkraft verhelfen könnte.