Bibliotheken

"Keines der Bücher wird weiterverkauft, bis der Vorfall zweifelsfrei geklärt ist"

14. November 2012
von Börsenblatt
Bereits gestern wurde bekannt, dass die Bestände aus der Gymnasialbibliothek Stralsund, über deren Verkauf an einen süddeutschen Antiquar seit zwei Wochen heftig diskutiert wird, vorerst nicht mehr angeboten werden. Weiteres Statement des Verbands Deutscher Antiquare.

Den überwiegenden Teil der Bestände der Gymnasialbibliothek wurden, wie berichtet, von Peter Haßold, Antiquar in Dinkelscherben erworben, nachdem er unter mehreren Interessenten den Zuschlag erhielt (das Angebot eines Kollegen vor Ort lag offenbar nur bei einem Bruchteil des Haßold'schen Angebots, ein weiterer Antiquar lehnte einen Ankauf der Bücher ab). Der Verband Deutscher Antiquare, dessen Mitglied Haßold ist, lässt nun verlauten, Haßold habe sich entschlossen, "die in Stralsund erworbenen Bücher vorerst nicht weiter anzubieten – eine Entscheidung, zu der er nach Rechtslage nicht verpflichtet wäre". Den "Entscheidungsträgern" in Stralsund soll damit die Gelegenheit gegeben werden, "ihre Verkaufsentscheidung eingehend prüfen und begutachten zu lassen". Ziel sei, so die heute veröffentlichte Mitteilung auf der Verbandswebsite, "eine sachliche Lösung des Problems jenseits der teilweise unsachlich geführten öffentlichen Debatte".

Verbandsvorsitzender Christian Hesse (Christian Hesse Auktionen, Hamburg), der sich bereits in der vergangenen Woche gegenüber boersenblatt.net zur "Causa Stralsund" (Klaus Graf) geäußert hatte, wertet den Schritt des Antiquars "als verantwortungsvollen Umgang mit dem Buch als Kulturgut", ohne allerdings auf den beträchtlichen und immer noch anwachsenden öffentlichen Druck einzugehen, der inzwischen auf allen Beteiligten lastet. Christian Hesse weiter: "Diesen großzügigen (und durchaus mit wirtschaftlichen Folgen für ihn verbundenen) Schritt begrüßen wir ausdrücklich. Peter Hassold handelt ohne jede rechtliche Verpflichtung. Keines der Bücher wird nun vorerst verkauft. Durch einen schnellen Weiterverkauf im Internet Fakten zu schaffen, wäre das falsche Signal. Der Zeitgewinn für die Entscheidungsträger in Stralsund ist ein Entgegenkommen des Antiquars. Peter Hassold setzt damit ein Zeichen von Kulanz und hoher Professionalität und schafft die Möglichkeit, trotz der heftigen Diskussionen und Beschuldigungen den Konflikt nicht zu verschärfen, sondern weiterhin in Kooperation mit den öffentlichen Institutionen dem Kulturgut 'Buch' den Schutz und Respekt zu geben, den es verdient."