Einkommenssituation der Übersetzer

Literaturübersetzer leben am Rand des Existenzminimums

29. November 2012
von Börsenblatt
Viele professionelle Übersetzer müssen mit rund 1.000 Euro netto im Monat auskommen. Das hat der Verband deutschsprachiger Literaturübersetzer (VdÜ) in seiner neuen Studie herausgefunden - und warnt vor Qualitätsverlust und Nachwuchsmangel.

Der Verband deutschsprachiger Literaturübersetzer (Vdü) hat nach Erhebungen im Jahr 2011 eine umfangreiche Studie zur Honorarsituation der Literaturübersetzer veröffentlicht. In dem Bericht finden sich detaillierte Informationen zur Einkommenssituation des Berufsstands. Darüber hinaus bietet die Untersuchung u.a. Einsichten in die Altersstruktur der Zunft, die häufigsten Arbeitssprachen und die durchschnittliche Jahresleistung.
 
"Klar wird, dass das Literaturübersetzen auf dem deutschsprachigen Markt ökonomisch ein unattraktiver, um nicht zu sagen ruinöser Beruf bleibt, dem der Nachwuchs auszugehen droht", fasst der Verband die Ergebnisse zusammen. Zudem bestehe Anlass zur Sorge, ob das "hohe Maß an Professionalität" und die daraus resultierende "Qualität unserer Übersetzungskultur unter diesen Bedingungen erhalten bleiben können".
 
"Vor zehn Jahren trat eine Novelle des Urheberrechts in Kraft, die ausdrücklich die Kreativen stärken sollte", sagt Hinrich Schmidt-Henkel, der erste Vorsitzende des VdÜ. Seither seien Übersetzungen für die Verlage immer billiger geworden, da leichte nominelle Erhöhungen der Seitenhonorare bei weitem nicht Schritt hielten mit dem Kaufkraftverlust. Und: "Immer noch praktiziert die Mehrheit der Verlage bei der Vertragsgestaltung das Recht des Stärkeren."

Solange es keine gemeinsame Vergütungsregeln gebe, habe die Branche keinen Frieden, und die Literaturübersetzer, von denen die Verlage gleichwohl absolute Professionalität erwarteten, würden weiter vergütet wie "Freizeitübersetzer".