Zweite Tarifrunde in Bayern

Keine Einigung am Münchner Verhandlungstisch

30. November 2012
von Börsenblatt
In Bayern haben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter am Donnerstag zur zweiten Tarifrunde für Buchhandlungen und Verlage zusammengesetzt. Noch liegen die Positionen weit auseinander. Update: ver.di ruft zum 1. Adventwochenende zum Warnstreik bei der Verlagsgruppe Weltbild auf.

Der Arbeitgeberverband der Verlage und Buchhandlungen in Bayern (AGV) hat dabei ein erstes Angebot abgegeben – "nach nochmaliger kurzer Diskussion der wirtschaftlichen Ausgangslage", wie es in einer Mitteilung des AGV heißt. "Vor dem dargestellten Hintergrund und den unsicheren Perspektiven ist es dem Arbeitgeberverband wichtig, verlässliche Rahmenbedingungen anzubieten", so der Vorsitzende Thomas Nitz. Das Angebot:

  • Die uneingeschränkte Anwendbarkeit des Manteltarifvertrags für weitere 24 Monate
  • Erhöhung der Entgelte um 1,2 Prozent zum 1. Oktober 2013.
Dieses Angebot entspreche dem Tarifabschluss von 2006, so der AGV. Dieser sei damals "unter günstigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als heute abgeschlossen" worden.

Die Gewerkschaft Verdi dagegen hatte schon am Vortag der Verhandlung deutlich gemacht, dass sie andere Vorstellungen hat. „Bisher haben wir von den Arbeitgebern nur Schwarzmalerei gehört – jetzt erwarten wir ein konkretes und abschlussfähiges Angebot“, so Verhandlungsführer Stefan Kraft im Vorfeld. Verdi fordert für die Beschäftigten eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 6 Prozent (mindestens aber 110 Euro) und 55 Euro mehr im Monat für Auszubildende – bei einer Laufzeit von 12 Monaten. 

Die Tarifrunde steht bei Verdi unter dem Motto „Ohne uns gibt es keine Bücher“. Kraft: "Für ihre gute Arbeit sollen die Beschäftigten jetzt das bekommen, was ihnen zu Recht zusteht: eine kräftige Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen".

Nach Angaben des AGV brach die Gewerkschaft die Verhandlungsrunde am Donnerstag "abrupt ab" - offenbar, weil die Positionen beider Seiten zu weit auseinanderlagen. Die Arbeitgeberseite wirft der Gewerkschaft "Verweigerungshaltung" vor, bot jedoch kurzfristig einen weiteren Verhandlungstermin an, den Verdi schließlich annahm. Die Gespräche sollen nun am 19. Dezember weitergeführt werden

Warnstreik bei der Verlagsgruppe Weltbild

Inzwischen hat die Gewerkschaft Verdi zur Durchsetzung ihrer Forderungen die Arbeitnehmer der Verlagsgruppe Weltbild in Bayern am 1. Adventwochenende zu einem zweitägigen Warnstreik aufgerufen. "Die Arbeitgeberseite hält nach wie vor unvernünftiger Weise den Geldbeutel zu und beklagt sich, dass der Buchhandel in einer tiefen Krise steckt", so Stefan Kraft. "Sie wollen nicht erkennen, dass gut ausgebildete und qualifizierte Buchhändler jetzt eine kräftige Lohnerhöhung benötigen, um sie in der Branche zu halten." Der stationäre Buchhandel könne sich zukünftig nur mit Service und Kompetenz durch qualifiziertes und motiviertes Personal am Markt behaupten.

Die wirtschaftliche Situation der Verlage, allen voran Weltbild, sei nach wie vor von Gewinnen geprägt. "Hier bei Weltbild werden Jahr um Jahr riesige Gewinne erzielt und an die Eigentümer abgeführt und die Beschäftigen will man mit Almosen ganz billig abspeisen", klagt Kraft. Zudem wird die durch die Arbeitgeber angedrohte Aufkündigung des Manteltarifvertrags scharf kritisiert.