Kommentar zur WWF-Tropenholz-Studie

"Kinderbücher brauchen ein gutes Image"

5. Dezember 2012
von Börsenblatt
Kurz vor Weihnachten veröffentlicht der WWF seine Studienergebnisse zum Thema Tropenholz in Kinderbüchern. "Gezielt zieht der WWF bei den Verlagen die Daumenschrauben des öffentlichen Drucks fester", meint Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.
Mit Instinkt für den großen Auftritt hat der WWF seine Hiobsbotschaft zu dem Zeitpunkt platziert, an dem es Verlagen besonders wehtut: zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Erneut wurden also Tropenholzfasern in Kinderbüchern gefunden: Dass Eltern "dem Nachwuchs wahre Umweltkiller unter den Weihnachtsbaum" legen könnten – hui, solche WWF-Aussagen lassen Verbraucher zusammenzucken. Gezielt zieht der WWF bei den Verlagen die Daumenschrauben des öffentlichen Drucks fester.

Nun ist in den Jugendbuchverlagen niemandem das Abholzen der Tropenhölzer egal, es gibt viele Über­legungen, wie man Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft nutzt und giftige Farben, entflammbare Stoffe usw. vermeidet. Allein, das Tempo läuft in den Häusern unterschiedlich. Verlage wie Kosmos, Oetinger und die Holtzbrinck-Gruppe haben nach dem ersten WWF-Warnschuss 2009 Selbstverpflichtungserklärungen abgegeben, ihre Produktion auf FSC umzustellen, und haben nun einen Anteil von 95 bis 100 Prozent erreicht. Random House, wo 2009 schon meist Recycling- oder FSC-Papier benutzt worden war, druckt komplett auf FSC. Andere Verlage tun sich mit solchen Verpflichtungen sichtlich schwerer – das Mitdrucken bei Koproduktionen, verschlungene Lieferantenwege, Probleme, Druckereien mit ausreichenden Mengen FSC-Papier zu finden, die Überprüfung der Nachweise ...

Das alles lässt der WWF nicht gelten. Die Öffentlichkeit auch nicht mehr: Kinderbücher müssen ökologisch und moralisch so rein wie Frau Holles Linnen sein. Der WWF und seine Unterschriften sammelnden Young-Panda-Detektive werden nicht aufhören, den Finger in die Tropenholz-Wunde zu legen: Den Verlagen wird nur die Flucht nach vorn bleiben. Was in der Konsequenz bedeutet: wie Random House manche Buchprojekte abzusagen. Dafür dürfte mit einem Image ohne Tropenholzsplitter bei den Kunden allemal zu punkten sein.