"Was als Experiment begann, hat sich 2012 als durchaus zukunftsweisende Perspektive erwiesen: das Selfpublishing. Mit meiner Thriller-Reihe >Berlin Gothic< habe ich die Marke von 100 000 verkauften E-Books überschritten und damit erhebliche Aufmerksamkeit erzielt; 2013 wird die Reihe in einem traditionellen Verlag (Droemer Knaur) als Taschenbuch herauskommen, übersetzt und weltweit auf Englisch erscheinen, eine Produktionsfirma (Gruppe 5) möchte die Filmrechte erwerben.
So agiert man als Selfpublisher im E-Book-Bereich praktisch wie ein Scout, der Print-Verlagen mögliche Wege zum Leser zeigen kann: Langfristig vollzieht sich zwar ein Umbruch, der in seiner Wucht der Einführung des Buchdrucks ähneln könnte. Diese >neue Buchwelt< birgt jedoch auch fantastische Chancen für Verlage – wenn sie bereit sind, neue Rollen zu übernehmen.
Ein Beispiel: >Berlin Gothic< hat mir gezeigt, dass es mit dem E-Book möglich wird, erzählerische Universen zu kreieren, die im gedruckten Buch nicht realisierbar waren. Fiction im E-Book wird also dem fiktionalen Erzählen im Fernsehen ähnlicher – mit Episoden, Staffeln, Spin-Offs, Prequels und so weiter. Und das in beliebig ausgefeilter Qualität. Genau hier liegt eine Schlüsselaufgabe für Verlage: Solche fiktionalen Universen sind äußerst zerbrechlich und müssen sehr sorgfältig geführt werden, um erfolgreich zu sein."
boersenblatt.net schaut voraus
Morgen geht's weiter mit Teil acht unserer Serie – mit der Zukunft des Buchhandels und der Neugründerin Gabriele van Wahden aus Wermelskirchen. Welche Themen bisher dran waren: siehe Archiv (unten).
Mehr zu Serie finden Sie im gedruckten Börsenblatt, das am 20. Dezember erschienen ist, und im Archiv von boersenblatt.net (siehe unten).