boersenblatt.net -Vorschau 2013 (13)

Christian Sprang: "Ohne Urheberrechtsschutz wäre unser Leben grau und arm"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Preisbindung für E-Books, Mehrwertsteuer für elektronische Verlagserzeugnisse, Piraterie, Übersetzervergütung, Bibliotheken: Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang kämpft um die Rahmenbedingungen für eine ganze Branche. Welche Themen er für 2013 auf seiner Agenda hat.
"Bei mir richtet sich der Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen der Buch- und Verlagsbranche  intuitiv erst einmal voraus. Ohne lange nachzudenken fallen einem die wichtigen Themen, um die es 2013 gehen wird, gleich reihenweise ein:
  • Gelingt es, die Preisbindung für E-Books weiter zu festigen, auch wenn aufgrund der kartellrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen der EU-Kommission und großen europäischen Buchverlagen und Apple die meisten E-Book-Vertriebsverträge neu geschrieben werden müssen?
  • Schaffen wir endlich den Durchbruch hin zur reduzierten Mehrwertsteuer für elektronische Verlagserzeugnisse in Europa und Deutschland – oder werden die Käufer weiter über zu hohe E-Book-Preise klagen müssen?
  • Bekommen wir beim Kampf gegen illegale Buchplattformen im Internet die überfällige Unterstützung von Politik und Justiz - und beteiligen sich viele Buchverlage an der Kooperation des Börsenvereins mit der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen, um ein entschiedenes Zeichen zu setzen, dass kriminelle Plattformbetreiber nicht ungeschoren davonkommen?
  • Nimmt das Bundesverfassungsgericht die Verfassungsbeschwerde des Hanser-Verlags gegen Fehlentwicklungen beim Urhebervertragsrecht und der sogenannten angemessenen Übersetzervergütung an? Und wie entscheidet der Bundesgerichtshof die Musterprozesse um den umstrittenen Paragraf 52a Urheberrechtsgesetz?
  • Gelingt es, einen vernünftigen Rahmen für die Versorgung von Schulen, Hochschulen und Bibliotheken mit elektronischer und wissenschaftlicher Literatur zu erreichen bzw. beizubehalten?
  • Wird es die Kreativwirtschaft schaffen, sich mit der Kraft der besseren Argumente auf europäischer und nationaler Ebene gegen das massive Urheberrechtslobbying von Google und anderen neuen Playern zu behaupten?


Der Blick zurück fällt auf ein Jahr, in dem das Urheberrecht in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist - dank ACTA-Demonstrationen, Aufstieg (und wohl auch beginnendem Niedergang) der Piratenpartei und wachsender Bereitschaft der Kreativen, sich für ihre Rechte öffentlich zu engagieren. Das Urheberrecht steht im digitalen Zeitalter grundsätzlicheren Herausforderungen gegenüber als jemals zuvor. Darin liegt die große Chance, der Gesellschaft und der Politik begreiflich zu machen, wie grau, arm und unwürdig unser Leben ohne Urheberrechtsschutz wäre."

Das war der letzte Teil unserer boersenblatt.net-Vorschau 2013 - die 13 Themen bewahren wir für Sie im Archiv auf (siehe unten).