Novitäten zur Nürnberger Spielwarenmesse

"Spielwaren im Buchhandel sind ein wachsendes Segment"

24. Januar 2013
von Börsenblatt
Ein eigenes Profil und ausgefallenes Spielzeug jenseits der Massenware macht für viele Buchhandlungen als Zusatzangebot Sinn. Im Trend liegen Intelligenz- und Geduldsspiele, elektronische Spielwaren sowie Brettspiele, die als Mehrwert auch über eine kostenlose App auf dem iPad spielbar sind.
Aus den Innenstädten sind die großen Spielwarenhändler meist längst verschwunden. Neben den Kaufhäusern sind es meist Buchhandlungen, die Spiele, Puzzles und anderes Spielzeug für ihre Kunden bereithalten. Für sie werden Branchentreffs wie die Nürnberger Spielwarenmesse, die am 30. Januar ihre Pforten öffnet, immer wichtiger.


Die Mayersche meldet Zuwachs

Das gilt auch für die Mayersche Buchhandlung, die nach eigenen Angaben in diesem Bereich Zuwachsraten "im hohen zweistelligen Bereich" verzeichnet. "Spielwaren stellen eine gute Ergänzung zum Kinder- und Jugendbuch dar", erklärt Geschäftsführer Hartmut Falter. Die Mayersche arbeitet inzwischen mit dem Spielwarenhändler Förster - Teddy & Co als Partner: "Durch die Integration dieser Fachkompetenz sind wir in der Lage, unseren Kunden eine zusätzliche – dem Buch vergleichbare – Kompetenz anzubieten", sagt Falter, der vor allem auf hochwertige und anspruchsvolle Spielwaren und Kleinkind-Produkte setzt.

Thalia räumt Platz frei 

Auch bei der Konkurrenz – Thalia – wird seit längerem "ein ausgesuchtes Sortiment an Spielen und Spielwaren" geführt. "Erst vor Weihnachten haben wir dieses in 40 Filialen erweitert. In weiteren 100 Buchhandlungen haben wir zudem Gesellschaftsspiele ins Sortiment integriert", erläutert Unternehmenssprecherin Mirjam Berle. Es sei wichtig, den Kunden ein vielfältigeres Sortiment zu präsentieren und in Zeiten des stärker werdenden Online-Handels Anreize für den stationären Buchhandel zu schaffen.

Thalia lege Wert auf hochwertiges Spielzeug, das "das Kernsortiment flankiert und das eine in sich schlüssige Themenwelt ergibt". Zur Stärkung der eigenen Kompetenz in diesem Bereich setzt man auf den Kooperationspartner Toys 'r' us. "So können wir das Wissen des Fachhändlers für unser Sortiment nutzen und genau wie im Buchbereich eine optimale Zusammenstellung sicherstellen", sagt Berle.

Von Kollege zu Kollege, abseits der Massenware: Buchhändler Hutter aus Günzburg  

Einen Schritt weiter ist der Günzburger Hermann Hutter gegangen, der als Buchhändler einen Spieleverlag betreibt und sich mit Hutter Trade als Partner für den Handel bei Spielen und Spielwaren versteht. "Man kann sich bei Messen wie in Nürnberg informieren und mit den Herstellern austauschen. Darüber hinaus werden auch regelmäßig Schulungen angeboten. Trotzdem braucht es Mut zum Experiment, um herauszubekommen, welche Produkte in der eigenen Buchhandlung wirklich Sinn machen", meint Hutter.

Dabei sei wichtig, ein eigenes Profil zu finden und keine Massenware anzubieten. "Gerade hochwertiges und ausgefallenes Spielzeug, das es nicht überall gibt, macht Sinn für den Buchhandel." Bei den Margen gebe es durchaus Unterschiede. "Bei Marken wie Lego sind diese vergleichsweise niedrig, bei kleinpreisigen Produkten sind sie in Ordnung", erläutert Hutter, der auch Sprecher der Fachgruppe Spiel ist. Ein Vorteil bei den Buchhandlungen sei es, dass diese leistungsfähige Großhändler  wie Libri oder KNV im Rücken hätten. "So können auch beim Spielzeug Bestellungen von Kunden binnen von 24 Stunden geliefert werden, eine klare Stärke gegenüber dem Fachhandel."

Angesagte Spiele: Messetrends   

Zu den Trends gehören bei der Nürnberger Spielwarenmesse in diesem Jahr beispielsweise Intelligenz- und Geduldsspiele als Untergruppe der Gesellschaftsspiele. Im Trend liegen zunehmend auch elektronische Spielwaren wie Tiptoi von Ravensburger. "Ganz vorne liegen bei Herstellern wie Lego, Martell und Playmobil neue Produktlinien speziell für Mädchen. Das verspricht ein starkes Wachstum", sagt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie. Der Buchhandel habe im Bereich der Gesellschaftsspiele und der Geschenkartikel frühe Erfolge verzeichnet. "Darauf muss man jetzt weiter aufbauen", erklärt Brobeil.

Hersteller forcieren das Geschäft mit dem Buchhandel

Bei den Spielzeugherstellern werden die Buchhändler zu immer wichtigeren Absatzmöglichkeiten: "Spielwaren im Buchhandel ist ein wachsendes Segment. Bereits zehn Prozent des gesamten Spieleumsatzes geht über die Ladentheke der Buchhandlungen, Tendenz steigend", sagt Nicole Schindler, Vertriebsleiterin für den Buchhandel bei Kosmos. So liefen die erfolgreichsten Titel des Herbstes, "Der Hobbit – eine unerwartete Reise" und "Gregs Tagebuch – Eiermatsch" im Buchhandel sehr gut. Kosmos bietet als Unterstützung für den Buchhandel sowohl entsprechendes Zubehör für die Präsentation der Produkte als auch Spieleschulungen für Buchhändler an.

Neu im Frühjahr erscheint bei Kosmos "Die Tribute von Panem" als Spiel für Fans der Buchtrilogie. Im Oktober startet dann die Play-it-smart-Reihe: Das sind Brettspiele, die als Mehrwert auch über eine kostenlose App auf dem iPad spielbar sind. Daneben gibt es auch bei den beliebten Mitbring- und Kartenspiele Neuheiten etwa zum "Räuber Hotzenplotz" oder zum "Grüffelo". Dazu kommen Marken wie "Star Wars" und "The Clone Wars".

Auch bei Schmidt Spiele werden Zuwächse bei buchaffinen Themen wie dem "Kleinen Prinzen" oder der "Maus" verzeichnet. Inzwischen ist der Spieleverlag mit einem eigenen Stand auf der Buchmesse vertreten. Neues gibt es in diesem Jahr beispielsweise beim Spieleklassiker "Kniffel" und beim "Kleinen Prinzen", der als "Planetenwanderer" durch die Galaxien reist. Beim Memo- und Geschicklichkeitsspiel wird die auf dem Buch basierende TV-Serie im Kinderkanal umgesetzt.  Den Würfelklassiker "Kniffel" gibt es nun auch als Kartenspiel für Kinder ab acht Jahren.

Neu bei Ravensburger ist unter anderem im Kleinkind-Programm "Meine erste Kamera" für Minis ab neun Monaten. Weitere Novitäten werden auf der Messe unter anderem zu Tiptoi präsentiert, wo "Die monsterstarke Musikschule" für Kinder ab vier Jahren zu den Schwerpunkten gehört. Bei den Kinderspielen gibt es den neuen Titel "Ringo Flamingo". Spielend Lernen können Kinder mit neuen Titeln wie "Hase hüpf!" und "Wir spielen Baustelle". Weitere neue Lernspiele sind im Frühjahr "Rund ums Taschengeld" und "Differix extrem" sowie bei den Familienspielen das "Deutschland Labyrinth".

Der Coppenrath Verlag stellt ein neues Pappbilderbuch-Programm für die ersten Lebensjahre mit einem neuen Alterstufenmodell, das in Halbjahresschritten aufgebaut ist. Erfolge verzeichnet man in Münster beim "Ritter Vincelot", zu dem in Nürnberg ein Kostümset, ein Siegelring und ein Kartenspiel präsentiert wird. "Babyglück" lautet der Titel für neues Spielzeug, das knistert, quiekt und manchmal auch kuschelig sein darf. Dazu gehören Accessoires wie buntes Kindergeschirr.

Zu den Schwerpunkten im Sortiment bei Haba zählen in diesem Frühjahr Musikinstrumente aus Holz, "Meine erste Kugelbahn" und eine neue Grundpackung der Klänge. Neu sind ebenfalls sogenannte "Soundprodukte aus Stoff", bei den Töne zu hören sind, wenn die silbernen Nähte berührt werden. 

 

Die Spielwarenmesse läuft vom 30. Januar bis zum 4. Februar auf dem Gelände der Nürnberger Messe. Erwartet werden 2.776 Aussteller aus 62 Ländern sowie mehr als 70.000 Fachbesucher. Gezeigt werden etwa 70.000 Neuheiten rund ums Spielen. Die Tageskarte kostet im Vorverkauf 17 Euro, die Dauerkarte 35 Euro.