Digitale Lernhilfen

Lernhilfen plus: "Das Beste aus zwei Welten"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Verdrängen digitale Lernhilfen das Buch? Wie groß ist der Druck der Gerätehersteller? Im Interview gibt Tamara Ziegler, zuständig für Marketing & PR bei Klett Lerntraining, Antworten. Und sie verrät, warum die schönen neuen Lernwelten auch ihre Tücken haben.

Verdrängen digitale Lernhilfen das Buch?
Seit 2010 haben wir unser Programm bereits sukzessive um Online-Komponenten ergänzt. In Deutschland, wo inzwischen rund 95 Prozent der Jugendlichen ein eigens Handy haben und etwa 80 Prozent einen eigenen Computer, sind diese Medien einfach nicht wegzudenken. Das heißt aber nicht, dass das Buch beim Lernen vom Online-Angebot verdrängt wird, vielmehr wird es um die Möglichkeiten, die ein zusätzliches Online-Angebot bietet, bereichert. Das Buch profitiert von den Möglichkeiten im Internet.

Jede unserer Online-Komponenten hat das Ziel, das Beste aus den zwei Welten, nämlich Print plus Online, miteinander zu verbinden. Häufig können diese Angebote das Lernen zusätzlich individueller gestalten - beispielsweise mit eigenen Abschlusstests. Die Motivation kann gesteigert werden, da ein Medienwechsel kurzweiliger ist und so beim Üben hilft. Zusätzliche Erklärungen per Lernvideos können das Verstehen fördern. Schon den Kleinsten unserer Leser bieten wir die Möglichkeit, einen Lese-Führerschein im Internet zu machen - das macht Spaß und gibt einen besonderen Anreiz zum Weiterlesen.

Zu unseren Lektürehilfen für geübte Leser führen jetzt übrigens QR-Codes direkt zu Videos auf youtube - da kann man dann schnell auf unterhaltsame Weise nochmals prüfen, ob man wirklich alles verstanden hat. Abschluss- oder Diagnosetests helfen, den eigenen Wissensstand zu prüfen. 

Welche besonderen Vorteile bieten digitale Ergänzungen?
Die Vorteile des zusätzlichen Online-Angebots zu unseren Reihen liegen darin, dass man exklusiv, sehr schnell und passgenau seinen individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Da muss man nicht lange im Internet nach geeigneten Inhalten suchen, sondern hat das, was man benötigt, mit einigen Klicks. Und dies natürlich ohne extra Kosten. Der Käufer des Buches hat einen klaren Vorteil: falls er etwas im Buch nicht verstanden hat oder falls er zusätzlich trainieren will, findet er das entsprechende Zusatz-Angebot, das über den speziellen Code im Buch zugänglich ist.

Noch immer wird das "Erstwissen" in den meisten Fällen über das Buch erworben, zusätzliche Anreize schaffen jedoch Online-Angebote - ob man da nun die Sätze in der Fremdsprache richtig ausgesprochen hört oder sich - wie in unserer neuesten Abi-Lernbox-App, online Notizen machen kann und jederzeit sowie unterwegs weiter trainieren kann. Dies geschieht passgenau ausgerichtet auf das Buch, das man in Händen hält.

Wenn die Möglichkeiten zum Lernen heute bequemer und effektiver sind, heißt das nicht im Umkehrschluss, dass die heutige Generationen viel klüger ist als alle älteren?
Das könnte es tatsächlich heißen. In der Realität ist es aber auch so, dass die Ablenkung heutzutage viel größer ist - die Welt ist komplexer geworden. Es ist nicht immer ganz einfach unter allen Angeboten die richtige Lernhilfe oder das passende Medium zu finden. Die unterschiedlichsten Möglichkeiten zum Lernen sind aber da. Umso wichtiger ist es deshalb, eine gute Beratung zu haben. Sei es im Buchhandel (das erhöht natürlich auch die Anforderungen an den Buchhändler, der über Zusatzangebote wie Online-Übungen zu den Produkten informiert sein muss) oder über die Verlage selbst, die mit ihren Namen für gute Qualität bürgen können.

Der Markt für Bildungsmedien steht unter Druck. Bringen die Hybridprodukte eine nötige Entlastung für die Verlage oder sind diese von den Ambitionen branchenfremder Anbieter (wie Apple) getrieben, die ein Stück vom Kuchen abhaben möchten?
Beides ist richtig. Einerseits eröffnen die Hybridprodukte den Verlagen natürlich neue Wege, ihre schon bestehenden Produkte noch weiter auszubauen. Etwa durch zusätzliche Medien, wenn man sich beispielsweise Diktate auch vorlesen lassen kann, was das Buch bisher ja nicht leisten konnte.

Eine weitere Möglichkeit ist, auch ganz neue individualisierte Produkte zu "erfinden": Wenn man beispielsweise online einen Test machen kann der Aufschluss darüber gibt, ob man auch wirklich alles verstanden hat oder sich Inhalte per Lernvideo nochmals besser erschließen lassen.

Andererseits jedoch ist man natürlich ein Stück weit unter dem Druck der technischen Anbieter, die den Markt bestimmen - ganz klar. Das Gerät, das der Kunde besitzt sollte ja mit dem Angebot kompatibel sein. Es ist aber nicht förderlich, sich dagegen zu sträuben - man sollte die Möglichkeiten, die neue Technologien bieten, nutzen, wo sie das Lernen unterstützen und die Bildung fördern. Dass man als Verlag da natürlich erst einmal immer vom Buch ausgeht, ist klar, die Zusatzangebote können es aber sinnvoll ausbauen.

 

Mehr zum Thema Lernhilfen lesen Sie in unserem Börsenblatt Spezial Lernhilfen, das heute erschienen ist (Börsenblatt Heft 4).