Wir bekommen weit über 600 Bewerbungen jedes Jahr: Rund die Hälfte der Anfragen fällt in einem ersten Schritt aus. Oft hört man, die Qualität der Bewerbungen und Eignung der Kandidaten nehme kontinuierlich ab. Diese Erfahrungen haben wir bei der Mayerschen nicht gemacht: Die meisten unserer Bewerber haben Abitur oder sind Studenten, die sich entschlossen haben, praxisorientierter zu arbeiten.
Warum laden wir die Bewerber also zum Speed-Dating ein? Ganz einfach: Wir möchten möglichst vielen Bewerbern die Chance auf persönliches Kennenlernen geben. Gleichzeitig wollen wir uns selbst natürlich auch einen Eindruck von den Kandidaten und ihrer Persönlichkeit verschaffen. Die beste Bewerbungsmappe kann diesen persönlichen Eindruck natürlich in keiner Weise ersetzen. Schließlich kommt es uns vor allem auf die Kommunikationsfähigkeit der angehenden Buchhändler an. Unser Ziel ist also, möglichst vielen Bewerbern eine Chance zu bieten, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Stellen Sie sich vor, wir wollten alle 600 Bewerber zu einem Einzelgespräch einladen! Zeitlich und organisatorisch wäre das (kaum) zu bewältigen. Darum haben wir im letzten Jahr die Idee zum Speed-Meeting entwickelt, die sich absolut bewährt hat und nur in winzigen Details in diesem Jahr modifiziert wurde.
Bei dieser Gelegenheit präsentieren wir uns natürlich auch selbst als Familienunternehmen, denn unsere Bewerber sind in der Regel auch unsere Kunden. Im letzten Jahr gab es außerdem auch Berichte in der regionalen Presse über unseren Bewerberevent.
So funktioniert der Karrieretag im forum MNach einer engeren Auswahl schicken wir den Bewerbern eine Einladung zum Speed-Dating. Rund 100 Erstkontakte gab es in diesem Jahr. Hier klären wir, ob die Bewerbung noch aktuell ist. Manche Kandidaten studieren nun oder haben bereits einen anderen Ausbildungsplatz angetreten.
Im forum M findet schließlich der Bewerberevent statt. Er hat mehrere Stationen, das Speed-Dating ist nur eines der Elemente. Daneben gibt es auch ein Verkaufsrollenspiel: In einer 30-minütigen Verkaufsschulung mit unseren hauseigenen Verkaufsprofis bekommen die Kandidaten in einem Rollenspiel zunächst die Aufgabe gestellt: Wie würden Sie dieses Buch oder jenes Produkt verkaufen? Die Analyse in der Gruppe soll klären: Was hat überzeugt? Washätte man besser machen können?
Im nächsten Baustein schicken wir die Bewerber mit einer Liste verschiedener Aufgaben durch die Buchhandlung. Hier geht es auch darum, zu schauen, ob sie sich trauen, konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen. Wer meldet sich zu Wort? Und wie tut er es? Ein zehnminütiger Imagefilm und eine Regenerationspause gehören ebenfalls zum festen Ablauf des Tages. Das alles bedarf natürlich einer minutiösen Planung: Sechs Durchläufe fanden im rotierenden System statt. Wichtig ist uns, die Qualität der Beobachterleistung zu garantieren, denn darauf haben unsere Bewerber ein Anrecht.
In diesem Jahr planen wir, rund 50 Azubistellen zu besetzen. Nach dem Speed-Dating, zu dem in diesem Jahr 57 Bewerber gekommen waren, finden noch einige Einzelgespräche mit Kandidaten statt, die aus terminlichen Gründen verhindert waren. Der letzte Schritt im Bewerberverfahren ist der Hospitanztag: Er dient zum gegenseitigen Beschnuppern und Kennenlernen der Kollegen der Filiale, in der Azubi arbeiten wird. Für manche Bewerber ist es die erste Praxiserfahrung: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Buchhändlers tatsächlich aus? In nahezu 100 Prozent der Fälle beginnt schon bald darauf die Ausbildung.
Brit Baumann
ist Leiterin Personalentwicklung bei der Mayerschen. Sie ist dafür verantwortlich, dass zum 1. August alle Buchhandels-Azubistellen mit fähigen Nachwuchskräften besetzt werden können. Beim Speed-Dating blickt sie mit geschultem Auge auf die Bewerber: Viele Jahre war sie Filialleiterin bei der Mayerschen in Witten, vorher stellvertretende Filialleiterin in Dortmund.
