Großbritannien

Hilferuf aus dem Buchhandel

5. Februar 2013
von Regine Meyer-Arlt
In Großbritannien tobt nach wie vor ein Preiskampf, manche sehen sich bereits mit dem Rücken zur Wand. Mittendrin keimt jedoch jetzt eine neue Debatte auf: Buchhändler nehmen Anlauf, fordern von Verlagen bessere Konditionen - und von der Politik mehr Unterstützung.
Ein britischer Buchhändler schlägt Alarm: Die Insolvenz der britischen Musikhandelskette HMV zeige, wohin die Reise des Buchhandels gehe, meint Sam Husain, CEO des traditionsreichen Londoner Buchhandelsfilialisten Foyles.

In einem offenen Brief an das Branchenorgan "The Bookseller" bittet er Verlage und andere Lieferanten um Hilfe: Der Buchhandel brauche bessere Konditionen, um den Preiskampf mit anderen Vertriebskanälen bestehen zu können.

"Schlechtere Konditionen als Supermärkte und Internet-Händler"

Die Endpreise könnten seit der Abschaffung des Net Book Agreement (= Preisbindung) – das war bereits 1995 – nicht mehr reguliert werden, schreibt Husain. Wenn der Buchhandel weiterhin, bedingt durch geringere Einkaufsmengen, schlechtere Konditionen als Supermärkte und Internet-Händler erhalte, drohe ihm ein ähnliches Schicksal wie es der stationäre Musikhandel jetzt erlebe. "Konsignationslager oder erweiterte Zahlungsziele sind mögliche Lösungen", meint Husain.

Das Konsignationsmodell hat für den Buchhändler den Vorteil, dass er die Kosten für seinen Lagerbestand reduzieren kann; die Ware wird erst berechnet, wenn der Buchhändler sie dem Lager entnimmt, vorher ist sie Eigentum des Lieferanten. Gegenüber dem "Bookseller" forderte Husain zudem höhere Rabatte von 60 statt bisher durchschnittlich 40 Prozent.

Und Husain trifft damit ins Schwarze: Bessere Konditionen auf der einen Seite, aber auch mehr Entgegenkommen von der Politik, das wünscht sich auch Salwa Gaspard, Leiterin von Al Saqi Books in London. Ihr Fazit: "Die betrieblichen Immobiliensteuern sind in den vergangenen beiden Jahren dramatisch gestiegen. Wir leiden sehr unter der Konkurrenz der Online-Händler, die weder Steuern noch Miete zahlen!"

Die Kennzeichen der Krise

Hohe Betriebskosten, agressive Discounter, Online-Shopping und Download-Angebote machen stationären Medienfilialisten immer mehr zu schaffen. Anfang Januar hatte in Frankreich auch die Kette Virgin Megastores Insolvenz anmelden müssen. Gerade mal eine Woche später folgte das britische Tradtionsunternehmen HMV, zu dem bis 2011 auch der britische Buchhandelsfilialist Waterstones gehörte.