Konzentration im Schweizer Buchhandel

Lawine auf dem Schweizer Buchmarkt

7. März 2013
von Börsenblatt
Reaktion auf massive Umsatzeinbußen: Orell Füssli und die Thalia Holding GmbH wollen in der Schweiz zu einem neuen Joint Venture zusammenwachsen. Beiden Partner wären mit je 50 Prozent beteiligt – vorausgesetzt, die Kartellbehörden spielen mit.

„Es findet eine nachhaltige Verlagerung vom stationären zum online Buchhandel statt. International operierende Online-Anbieter weiten ihr Sortiment laufend aus, haben auch in der Schweiz immer mehr Kunden und verdrängen zunehmend lokale Anbieter. Diese Veränderungen spüren sowohl Thalia als auch Orell Füssli gleichermaßen." Mit dieser Erklärung (hinzu kommt die wachsende Rolle von E-Books) begründen die Unternehmen die geplante Verschmelzung zur größten Schweizer Buchhandelskette.

Orell Füssli will Teil der Tolino-Allianz werdenMit dem Joint Venture wollen Thalia und Orell Füssli die Herausforderungen im Schweizer Buchmarkt gemeinsam meistern und auf die sinkenden Umsätze reagieren. Es entstünde ein in weiten Teilen der Deutschschweiz präsentes Buchhandelsunternehmen mit gemeinsamem Internetgeschäft. Ziel der Verschmelzung ist es, auch einen neuen, starken Onlineshop zu etablieren, „damit den internationalen Anbietern eine Schweizer Alternative entgegengesetzt werden kann." Maßgeblich zu dieser Strategie soll vermutlich die jüngst angekündigte E-Book-Plattform Tolino beitragen. Die E-Reader sind in den Schweizer Thalia-Filialen bereits verfügbar („innert 1-3 Tagen") – bald könnte auch Orell Füssli Teil der Allianz werden, die sich vor allem gegen Amazon richtet.

Die beiden Partner haben laut Pressemitteilung für das Joint Venture bereits eine Vereinbarung unterzeichnet. Der Vollzug der Transaktion ist abhängig von der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden. Diese könnte bis zu fünf Monaten auf sich warten lassen. Welchen Namen das Joint Venture dann tragen wird, wollen die Partner erst nach der Freigabe festlegen und kommunizieren.

Konsequenzen für Filialnetz und Mitarbeiter unklarDie Unternehmen sind in drei Städten (Basel, St. Gallen und Winterthur) mit unmittelbar konkurrierenden Filialen präsent, ansonsten ergänzt sich das Filialnetz der beiden größten Schweizer Buchhandelsfilialisten. Welche Einschnitte es an diesen Standorten geben könnte, darüber machten bislang weder Thalia noch Orell Füssli Angaben.

"Durch den Zusammenschluss können in zentralen Bereichen Doppelfunktionen reduziert werden. Wir rechnen mit einer Reduktion des Personalbestandes von 40 – 50 Stellen im Laufe des Jahres 2014", bestätigte eine Sprecherin von Orell Füssli aber due naheliegende Vermutung, dass bei beiden Unternehmen Arbeitsplätze wegfallen dürften.

Die Orell Füssli Buchhandlungs AG betreibt in der Schweiz 14 Buchhandlungen sowie den Inernetshop books.ch und beschäftigt 400 Mitarbeiter. Der Umsatz belief sich 2011 auf rund 114 Millionen Franken. Hugendubel ist mit 49 Prozent am Unternehmen beteiligt

Die Thalia Bücher AG unterhält 22 Filialen mit 650 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von 131 Millionen Schweizer Franken Umsatz erwirtschaftet. Seit dem Jahr 2000 ist Thalia auf dem Schweizer Buchmarkt tätig.