Umbau und Stellenabbau in den Cornelsen Schulverlagen

"Das Schulbuch der Zukunft kommt von uns"

21. März 2013
von Börsenblatt
"Eine digitale Strategie, die die richtige Antwort auf die Erfordernisse von Schülern, Lehrern und Schulen gibt" – dies ist für Cornelsen-Holding-Chef Alexander Bob, seit kurzem zugleich Geschäftsführer im operativen Schulbuchgeschäft der Franz Cornelsen Gruppe, der Kern der Restrukturierung in den Cornelsen Schulbuchverlagen, die bis Ende 2014 mit einem Stellenabbau von rund 200 Vollzeitkräften verbunden sein wird.

Jeder fünfte Mitarbeiter des Bildungsmedienanbieters (rund 1.000 Mitarbeiter) wird also seinen Arbeitsplatz in den kommenden Monaten räumen oder verlieren. Gleichzeitig werden Bob zufolge neue Stellen geschaffen, die vor allem mit IT-Fachkräften und digitalen Produktmanagern besetzt werden sollen.

Die Hälfte der einzusparenden Stellen soll durch natürliche Fluktuation (z. B. Nichtbesetzung freiwerdender Stellen), Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen abgebaut werden. Für alle, die freiwillig ausscheiden, so Unternehmenssprecher Klaus Holoch, werde eine großzügige Regelung getroffen. Die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen soll weniger als 100 betragen, so Holoch. Bis Ende dieses Jahres werden etwa rund 50 Stellen eingespart.

In den vergangenen Monaten hat die Verlagsgruppe sämtliche Prozesse im Unternehmen untersucht, auch bei der Produktion gedruckter Schulbücher. Um Workflows effektiver zu gestalten und Abläufe zu bündeln, die bisher parallel in den einzelnen Verlagen angesiedelt waren, will das Verlagshaus nun in digitale Prozesse und Systeme investieren. Und dabei geht es, wie Bob sagt, "um hohe IT-Investitionen".

Die Rationalisierung geschieht vor dem Hintergrund eines schrumpfenden Schulbuchmarkts und im Zeichen der wachsenden Digitalisierung des Schulunterrichts und der privaten Lernumgebung. Dass Cornelsen erst jetzt diesen strategischen Schritt geht, hat mit der Vorgeschichte des Schulbuchsegments zu tun: "Die Cornelsen Schulverlage sind ja erst in den Jahren 2009 / 2010 durch die Zusammenführung der einzelnen Verlagshäuser – Cornelsen, Duden, Paetec, Oldenbourg:bsv, Volk & Wissen etc. – erschaffen worden", erläutert Bob. "Damals haben wir bewusst auf Kündigungen verzichtet."

In einem zweiten Schritt habe man die Verlagsleitungen durch Verlagsbereichsleiter ersetzt, die die Programme (beispielsweise für die Grundschule) markenübergreifend planen.

Die digitale Strategie, die man nach dem Verkauf des Studienkreises, der Wissenschaftsverlage Akademie und Oldenbourg sowie des Kinder- und Jugendbuchsegments (Sauerländer etc.) nun anpacken könne, bedeute eine Abkehr von der Praxis der vergangenen 15 Jahre, Einzelprodukte zu entwickeln, mit denen man allenfalls den Markt testen konnte. "Das waren allenfalls wirtschaftliche Fingerübungen", so Bob. 

Mit der durchgehenden Digitalisierung der Produktion und dem Aufbau eines digitalen Portfolios verfolgt Bob das Ziel, auch in Zukunft "Marktführer im schulischen Bereich" zu bleiben. "Wir wollen auch in einem schrumpfenden Markt weiter Marktanteile erobern." Und: "Das Schulbuch der Zukunft kommt von uns."