Bertelsmann-Bilanz 2012

Random House: Bestseller lassen die Umsätze sprießen

26. März 2013
von Börsenblatt
Bilanzpressekonferenz bei Bertelsmann, Random House-Chef Markus Dohle strahlt: Dank einer guten Bestseller-Performance habe seine Sparte 2012 einen wesentlichen Beitrag zum Konzernergebnis liefern können, sagt er. Der Umsatz der von ihm verantworteten Verlage steigt um fast ein Viertel – auf 2,1 Milliarden Euro. "Für Bertelsmann ist es sehr wichtig, fortlaufend in Kreativität zu investieren."

Dafür war die "Shades of Grey"-Trilogie von E.L. James - mit mehr als 70 Millionen verkauften Exemplaren in aller Welt - wichtig, aber wohl nicht entscheidend: Ein Rekordergebnis habe man auf jeden Fall auch ohne diesen Erfolg erreicht, betonte Dohle. Gillian Flynn, Ken Follet, John Grisham, Jonas Jonasson und andere: "Unsere Bestsellerperformance war überall gut."

Die Frage aus dem Publikum, ob der Sadomaso-Seller tatsächlich 100 Millionen Euro zum Gewinn beigetragen habe, wollte er nicht im Detail beantworten. Das gute Ergebnis - eine Umsatzrendite von 15,2 Prozent - sei aufgrund der großen Zahl an Bestsellern zustande gekommen, und auch, weil man die Ausgaben im Griff halte. Dohle: "Wir haben in den vergangenen Jahren erheblich an unserer Kostenstruktur gearbeitet."    

Random House-Zahlen im Überblick:

  • Der Umsatz von Random House schoss im vergangenen Jahr weltweit um ganze 22,5 Prozent in die Höhe - auf 2,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,7 Mrd. Euro). "Wir sind sehr stolz", bekannte  Bertelsmann-CEO Thomas Rabe.
  • Entspechend steil ging es auch für die Umsatzrendite nach oben: von 10,6 auf 15,2 Prozent.
  • Die Zahl der Mitarbeiter stieg im Jahreslauf von 5.343 auf 5.712.
  • Random House sich als "Vorreiter bei der digitalen Transformation". Mehr als 47.000 Titel seien derzeit digital lieferbar, man habe Autorenportale, neue Apps entwickelt und nutze in immer größerem Umfang soziale Medien fürs Buchvermarktung.

"Zuwächse in einem stagnierenden Markt"

Wie viel Random House Deutschland zum "Rekordergebnis" (Dohle) zugesteuert hat, ließ Dohle offen. Der Konzern ließ via Pressemitteilung jedoch wissen: Die Verlagsgruppe verzeichne "Zuwächse in einem stagnierenden Markt", besonders gut liefen Taschenbücher und E-Books.

Digital, international: Auf diesen beiden strategischen Stützen soll es im Kerngeschäft, das Markus Dohle vertritt, nun weitergehen. 2012 liefen dafür die Vorbereitungen. Bertelsmann übernahm, wie berichtet, die restlichen Anteile an der im spanischsprachigen Markt stark vertretenen Mondadori-Gruppe, außerdem unternahm der Konzern erste Schritte für eine Fusion seiner Verlage mit Penguin. "Mit dieser Strategie sind wir exzellent aufgestellt", betonte Dohle heute noch einmal voller Überzeugung und kündigte an, dass der Zusammenschluss in der zweiten Jahreshälfte vollzogen werden könne. 

Springer Science + Business Media? Zu groß, zu teuer!

Dass auf dem Weg dahin doch noch ein Stolperstein auftaucht, damit rechnet auch Bertelsmann-CEO Thomas Rabe nicht. "Ich bin zuversichtlich", sagte er und verwies auf die USA. 60 Prozent ihres Umsatzes würden Random House und Penguin in den USA machen - und von dort kam längst grünes Licht, sogar ohne weitere Auflagen. "Jetzt warten wir noch auf die Entscheidung der EU."

Von Springer Science + Business Media will Rabe indessen ablassen. Das Segment Information Services sei zwar interessant und gehöre auch zu den Wachstumsfelder, die Bertelsmann für sich identifiziert habe. "Aber SSBM ist schon auch recht groß", so Rabe. Der Kauf könnte leicht alle freien Investmentmittel verschlingen. Das wolle man jedoch nicht. "Bertelsmann wird weiter wachsen, sowohl organisch als auch durch Zukäufe." Rabe favorisiert den Plural hier bewusst: "Damit fühlen wir uns wohler."  

Rabes neues Umsatzziel: 18 Milliarden Euro

Rabe hat in den nächsten Jahren viel vor: Auf einen Umsatz von 18 Mrd. Euro will er Bertelsmann bringen – was vom Ansatz her deutlich zunächst bescheidener klingt, als das Ziel seines Vorgängers Hartmut Ostrowski, der 2007 schon die 30-Mrd-Euro-Grenze vor Augen sah (bis 2015).  

Wann Rabe sein Ziel erreicht haben will, sagte er heute zwar nicht, ließ aber keinen Zweifel daran, auf welche Weise er es einkreist: Bertelsmann bewege sich da in vier strategische Richtungen, so Rabe - man werde das Kerngeschäft stärken (1), die digitale Transformation vorantreiben (2), in  Wachstumsplattformen investieren (3) und an der Expansion in Wachstumsregionen arbeiten (4); Rabe denkt vor allem an China, Indien und Brasilien. 

Ein Blick zurück: Die Bilanz für 2012 nach Sparten

  • RTL bleibt der größte und wichtigste Umsatzbringer. Trotz lahmender Werbekonjunktur spielte die TV-Tochter erstmals mehr als 6 Mrd. Euro ein (plus 3,2 Prozent zum Vorjahr); die Umsatzrendite lag bei 17,7 Prozent.
  • Random House schließt in puncto Umsatzvolumen zu Gruner + Jahr auf. Die Buchverlage schaffen einen Umsatz von 2,14 Mrd. Euro (plus 22,5 Prozent; Umsatzrendite: 15,2 Prozent), die Zeitungsverlage verzeichneten Einnahmen in Höhe von 2,22 Mrd. Euro (minus 3,0 Prozent;Umsatzrendite: 7,6 Prozent). 2011 lagen die Sparten deutlich weiter auseinander (Umsatz: 1,74 bzw. 2,29 Mrd. Euro).
  • In puncto Operating Ebit zieht Random House diesmal sogar an Gruner + Jahr vorbei - Random House erreichte hier 325 Mio. Euro (2011: 185 Euro), Gruner + Jahr kam auf 168 Mio. Euro (2011: 233 Mio. Euro). 
  • Arvato, zweitgrößter Bereich im Konzern, legte um 5,9 Prozent zu - auf einen Umsatz von 4,4 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,2 Mrd. Euro). Die Umsatzrendite ging allerdings zurück, von 6,4 auf 5,4 Prozent. Zum Ergebnis trug die Sparte ebenfalls weniger bei: 241 statt 269 Mio. Euro.
  • Der 2012 neu geschaffene Sparte Be Printers (entstanden durch die Ausgliederung wesentlicher Druckaktivitäten aus Arvato) setzte 1,17 Mrd. Euro um (Umsatzrendite: 5,1 Prozent).
 
  • Zum Club- und Direktmarketinggeschäft, das mittlerweile dem Segment Corporate zugeschlagen wurde, hält sich Bertelsmann bedeckt. Zahlen werden nicht genannt. Nur soviel ist klar: "Der Umsatz ging deutlich zurück; ergebnisseitig stabilisierten sich die Geschäfte, es fielen aber hohe Restrukturierungskosten an." Bei den deutschen Clubs hätten Filialschließungen und Kostenmaßnahmen sowie der Ausbau der Digitalaktivitäten im Vordergrund gestanden. Und auch bei Inmediaone gibt es offenbar wenig Sonnenschein - Bertelsmann meldet "niedrigere Auftragseingänge". Die osteuropäischen Tochterunternehmen sollen, wie es jetzt heißt, im Konzern verbleiben und "wurden in die fortgeführten Aktivitäten wieder eingegliedert."   
  • Insgesamt konnte Bertelsmann seine weltweiten Einnahmen im vergangenen Jahr auf 16,1 Mrd. Euro erhöhen - was einem Plus von 4,5 Prozent entspricht (2011: 15,4 Mrd. Euro). Organisch habe das Wachstum 3,1 Prozent betragen; die Umsatzrendite lag konzernweit bei 10,8 Prozent.