Umsatzeinbußen nach Leiharbeiterskandal

Amazon im Imageloch

12. April 2013
von Börsenblatt
Die HR-Reportage über die skandalösen Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter bei Amazon hat dem Online-Händler einen riesigen Imageschaden beschert. Die Marktforscher von YouGov haben in einer Umfrage ermittelt, dass 19 Prozent der Online-Käufer nach der Berichterstattung ihr Kaufverhalten geändert haben. Davon profitiert auch der stationäre Handel.

Dabei haben 12 Prozent der Befragten angegeben, teilt YouGov mit, "gar nicht mehr beim Versandhandelsriesen einkaufen zu wollen". Sieben Prozent wollen zukünftig weniger im Internet einkaufen, dafür wieder mehr im stationären Handel. Die Imagekrise betrifft laut YouGov somit den gesamten Online-Handel.

10 Prozent der Befragten kauften aufgrund der HR-Reportage bei Amazon weniger oder gar keine Bücher.

Zudem hätten in letzter Zeit, so ein weiteres Ergebnis der Studie, 12 Prozent der Online-Käufer einen anderen Händler ausprobiert: die Top 5 sind Ebay, Otto, Buecher.de, Conrad.de und Weltbild.de. Im vergangenen Ostergeschäft haben 8 Prozent der Befragten "bewusst nicht mehr bei Amazon gekauft."

Für die Studie "Image-Absturz im Online-Handel − Wie verändert sich das Kaufverhalten?" befragten die Kölner Marktforscher vom 2. bis 4. April repräsentativ 1.039 Online-Käufer (Online-Befragung im YouGov Panel Deutschland). 

Die negativen Auswirkungen der HR-Reportage auf Amazon, zeige auch der YouGov Markenmonitor Brandindex. Das Image von Amazon sei so stark eingebrochen, wie es selten bei einer Marke passiert.  Mit durchschnittlich 87 BrandIndex-Punkten hatte Amazon im vergangenen Jahr den ersten Platz im BrandIndex-Top-Performer-Ranking 2012 (Bereich E-Commerce) erreicht, so YouGov, und zählte zu den beliebtesten Marken der Deutschen überhaupt. Seit Mitte Februar habe der amerikanische Online-Händler innerhalb eines Monats 45 Imagepunkte verloren.

"Die deutschen Online-Käufer reagieren deutlich auf die Diskussionen um Amazon", so Holger Geißler, Vorstand bei YouGov. "Eine schnelle Erholung der Imagewerte ist dabei nicht zu erwarten." Ein Arbeitskampf bei Amazon dürfte das Problem sicherlich noch verschärfen, ist sich Geißler sicher.

In Bad Hersfeld gab es − wie auf boersenblatt.net berichtet − am 9. April bereits einen Warnstreik, eine vorgesehene Urabstimmung könnte bereits im Mai zu Streiks führen. In Leipzig hatten die Amazon-Mitarbeiter bereits dafür gestimmt.