Streiks bei Amazon gehen weiter

"Wir haben einen langen Atem"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
An den Standorten Leipzig und Bad Hersfeld hat der Arbeitnehmerverband ver.di die Amazon-Angestellten heute erneut darzu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Der dritte Streiktag wird dabei vermutlich nicht der letzte sein - Amazon lehnt nach Gewerkschaftskreisen weiterhin Verhandlungen ab - die Arbeiter wollen ihre Forderungen notfalls mit einem langen Arbeitskampf erstreiten.

Die ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig (Hessen) und Jörg Lauenroth-Mago (für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) geben sich selbstbewusst und senden ein Signal der Stärke: "Die Beteiligung an den bisherigen Streiktagen war mehr als zufriedenstellend. Die Kolleginnen und Kollegen sind motiviert und haben die Kraft, diesen Weg weiter zu gehen."

ver.di hat die Beschäftigten an den Amazon-Standorten in Bad Hersfeld und Leipzig für den heutigen Montag zu einem erneuten Tagesstreik aufgerufen. Es ist für beide Standorte der dritte Streiktag. Er beginnt mit der Frühschicht ab 6:00 Uhr beziehungsweise ab 6:30 Uhr und soll mit dem Arbeitsende in der Spätschicht enden.

Erster Streiktag war der 14. Mai. In Leipzig wurde am 27. Mai und in Bad Hersfeld am 29. Mai zum zweiten Mal gestreikt. Heute läuft der Betrieb an den Amazonstandorten ebenfalls alles anderer als mit voller Kraft weiter.

Urabstimmungen in Bad Hersfeld und Leipzig hatten über 97 Prozent Zustimmung zu Streiks zur Durchsetzung der Tarifbindung ergeben. ver.di fordert von Amazon für Bad Hersfeld und Leipzig die Anwendung der tariflichen Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Die Tarifbindung soll durch Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages abgesichert werden.

"Wir sind uns klar darüber, dass auch mit diesem dritten Streiktag der Verhandlungstisch noch nicht greifbar wird, aber darauf sind wir vorbereitet. Wir haben einen langen Atem und mit jedem Streiktag beteiligen sich mehr Beschäftigte", so Schiederig und Lauenroth-Mago weiter.Es sei nicht akzeptabel, dass Amazon als größter Online-Versandhändler keiner Tarifbindung unterliege.

 

Das wollen die Amazon-Arbeiter
 ver.di will für die Beschäftigten von Amazon in Bad Hersfeld (rund 3.300 Beschäftigte, davon etwa 1.300 befristet Beschäftigte) und die Beschäftigten in Leipzig (rund 2.000 Beschäftigte, davon etwa 600 befristet Beschäftigte) unter anderem

ein tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Nachtarbeitszuschläge, Sonn- und Feiertagszuschläge durchsetzen, wie sie in der Branche üblich sind, sowie eine tarifliche Bezahlung.

Bisher besteht an keinem der deutschen Amazon-Standorte eine Tarifbindung. Amazon bezahlt die Beschäftigten nach einem eigenen "Amazon-Vergütungssystem", das – je nach Standort – unterschiedlich ist. Allerdings liegt es deutlich unter dem Tarifentgelt, das für die Branche des Versandhandels in Sachsen beziehungsweise Hessen gilt. In Hessen beträgt der Einstiegslohn bei Amazon 9,83 Euro, nach Tarif müssten es 12,18 Euro sein. In Leipzig beträgt der Einstiegslohn aktuell 9,30 Euro, nach Versandhandelstarif müsste Amazon 10,66 Euro pro Stunde bezahlen.