Fachzeitschrift This Century's Review

"Recht beeinflusst unser tägliches Leben"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Eine ungewöhnliche Fachzeitschrift mit Magazincharakter für Juristen und alle, die sich für juristische Themen interessieren, hat die in Frankfurt lebende Juristin Laura Di Gregorio ins Leben gerufen: "This Century’s Review". Nach zwei gedruckten Ausgaben versucht sie die Zeitschrift nun auch vertrieblich auf eine breitere Grundlage zu stellen.

Es begann als Internet-Projekt: das Online-Magazin "This Century's Review" (TCR), mit dem Laura Di Gregorio Rechtswissenschaftler, Historiker, Politologen, Soziologen und Künstler aus aller Welt zum interdisziplinären Dialog eingeladen hatte. Von 2006 bis 2008 lief die Online-Publikation, seit 2012 erscheinen die neuen Ausgaben in Print – weil "Gedrucktes eine höhere Verbindlichkeit hat und TCR Sammlerwert besitzen sollte", wie Di Gregorio meint.

Das Ziel ihrer ungewöhnlichen, mit Liebe zum Detail gestalteten Zeitschrift ist es, akademische juristische Inhalte über Fachgrenzen hinaus zu vermitteln und öffentliche Debatten über das Thema Recht, das in so viele Bereiche des Lebens eingreift, auszulösen. Recht ist für sie keine trockene Materie, sondern ein faszinierender Gegenstand, für den man sich begeistern kann, wenn man ihn richtig vermittelt. "Recht beeinflusst unser tägliches Leben", sagt Di Gregorio, "es hinterlässt Spuren in Kunst, Kultur und Literatur. Oft kann schon eine scheinbar unbedeutende Änderung in einem Gesetzestext große gesellschaftliche Wirkungen auslösen. Das Bewusstsein über juristische Themen zu wecken, ist mir sehr wichtig."

Die Initialzündung für ihr Projekt liegt über ein Jahrzehnt zurück: Sie hat über die Theorie der juristischen Argumentation und die Grundrechteabwägung am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz promoviert. Die letzten Jahre ihrer Forschungszeit hat der weltweit bekannte Rechtsphilosoph Robert Alexy in Kiel betreut.

Das Besondere ihrer Zeitschrift ist ihr globaler und zugleich interdisziplinärer Zuschnitt. "Durch die Zeitschrift lasse ich Personen miteinander kommunizieren, die sonst nie in Kontakt miteinander kämen", so Di Gregorio. Die Autoren aus aller Welt – aus den USA, aus Australien, aus Italien oder Brasilien – stellen ihre Texte kostenlos zur Verfügung, weil sie an die Idee glauben.

Die Finanzierung musste die Chefredakteurin zunächst selbst übernehmen. Sponsoren zu gewinnen war natürlich erst möglich, nachdem die Pilotausgabe im Juni 2012 erschienen war. Für die zweite, im Februar 2013 publizierte Ausgabe, konnte Di Gregorio bereits Anzeigenkunden gewinnen. Die Auflage liegt derzeit bei 1.000 Exemplaren und wird direkt über die Website der Zeitschrift vertrieben (Preis: 10 Euro). Ausgabe 3 ist in Vorbereitung, aber Di Gregorio lässt sich nicht hetzen.

Ermutigend findet die Herausgeberin, dass auch höchste deutsche Gerichte wie das Bundesverfassungsgericht ihre Zeitschrift entdeckt haben und für ihre Bibliothek bestellen. Neben dem interessanten publizistischen Ansatz spricht auch das Herausgeber-Team für "This Century’s Review": Christoph Möllers und George Pavlakos sind zwei angesehene Rechtswissenschaftler der jüngeren Generation.

Einen Vertriebspartner zu finden, der die Zeitschrift auch dem Buchhandel anbietet, ist für Di Gregorio nicht einfach. Deshalb will sie ihr Projekt vor allem durch öffentliche Veranstaltungen bekannt machen – die Netzöffentlichkeit hätte zu große Streuverluste. Ihr schweben Diskussionen zu juristischen Themen unter interdisziplinärer Perspektive vor: "Man kann auch literarisch über Recht sprechen". Am liebsten ist ihr die Vorstellung, man könnte die im Social-Media-Zeitalter endgültig verloren gegangene Salon-Kultur wiederbeleben. Laura Di Gregorio will sich ihren Idealismus in Sachen Recht nicht nehmen lassen. Sie glaubt an ihre Zeitschrift, auch wenn sie weiß: "Starke Ideale zu vertreten, ist heute nicht normal."