Tyrolia startet Kampagne für Onlineservice

Quo vadis, buy local?

17. Juni 2013
von Börsenblatt
Mit der Kampagne „Liebe auf den ersten Klick!“ setzt das österreichische Buchhandelshaus Tyrolia auf massive Endkundenwerbung, um darauf aufmerksam zu machen, dass Bücher außerhalb der Geschäftszeiten auch im hauseigenen Online-Shop „anstatt bei globalen Großanbietern“ erhältlich sind. Profitieren könnte auch der inhabergeführte Buchhandel in Österreich von der Werbung für den Buy-Local-Gedanken - hierzulande gibt es Widerstand gegen die Mitgliedschaft von Filialisten im Verein.

Radiospots, Internet-Banner, Tip-on-Werbung und ein Liebesgeschichten-Gewinnspiel, sowie Tragtaschen, Flyer, Plakate und Lesezeichen werben ab sofort in den 21 Tyrolia Filialen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg für eine nach eigenen Angaben „internettaugliche ‚buy local‘-Lösung.“

Tyrolia schreibt sich, ähnlich wie Thalia und die Mayersche hierzulande, den Buy-Local-Gedanken auf das eigene Banner: Kurze Transportwege, Wertschöpfung im eigenen Land und die Sicherung von Arbeitsplätzen – mit diesem Pfund wollen die Westösterreicher bei ihren stärker Kunden wuchern.

Ein Vorteil gegenüber der Onlinekonkurrenz ist die Möglichkeit, online georderte Bücher in der nächstliegenden Filiale zur persönlichen Abholung bereitlegen zu lassen – diesen Service bewirbt Tyrolia mit großem Aufwand. „Trotz portofreier Lieferung ist diese Abholung bei unseren Kunden der klare Favorit,“  erklärt Markus Renk, Tyrolia-Vorstand Handel.

Seit 1999 betreibt das Buchhandelshaus Tyrolia einen eigenen Webshop, der sich seit 2009 einer speziellen Plattform von „Buchmedia“ bedient und im Oktober letzten Jahres angesichts der Online-Dominanz Amazons komplett überarbeitet  wurde. Mit einem Anteil von 3,2 Prozent am gesamten Buchumsatz verspricht sich das Unternehmen Luft nach oben. Indizien will der Filialist in Steigerungsraten von 33 Prozent im Vorjahresvergleich erblicken.

Filialisten und buy local - passt das zusammen?
Von der Werbung für den Buy-Local-Gedanken könnten unterm Strich auch inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte profitieren. Die haben allerdings Bauchschmerzen bei dem Gedanken, dass ein Filialist an allen Standorten mit der Buy-Local-Idee für sich PR macht – auch wenn nicht per se alle Standorte von Osiander oder den großen Ketten als Mitglieder im Buy-Local-Verein von vornerein abzulehnen seien, betont Buy-Local Geschäftsführerin Ilona Schönle. Bislang habe aber keiner der Filialisten an die Tür von buy local geklopft, stattdessen fahren die Unternehmen lieber eigene Kampagnen. Mayersche etwa mit „Meine Stadt soll leben!“, auch die Konkurrenz setzt auf "Heimatgefühle bei Thalia".

Buy-Lokal-Initiator Michael Riethmüller zeigt seinem Bruder Heinrich Riethmüller von Osiander keineswegs die kalte Schulter, sondern warb erst kürzlich bei einer Veranstaltung des Tübinger Handels-und Gewerbevereins deutlich dafür, dass gewisse Unternehmen von Filialisten oder auch Franchisegeschäften durchaus die Kriterien von buy local erfüllen und man daher die einzelnen Anträge prüfen müsse. Beispielsweise könne man sich durchaus vorstellen, die Filialen von Osiander im Gebiet Tübingen und Reutlingen aufzunehmen, sofern gewährleistet werden könne, dass dann nicht grundsätzlich in allen Osiander Filialen mit dem Eichhörnchen geworben wird.

In Deutschland hat der Buy-Local-Verein derzeit 150 Mitglieder. Vor allem die Zahl der Nicht-Buchhändler, also Teilnehmer aus anderen Branchen nehmen im Moment stark zu. Gut vertreten sind etwa der Schuhhandel, Apotheken, Optik, sowie Sport und Modegeschäfte.