AKEP-Jahrestagung 2013

"Strukturwandel kannst Du trinken"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
"Dinge anders denken – Verlage als Startups" ist das Motto der AKEP-Jahrestagung #akep13 in Berlin. Wie es ganz anders, gegen alle Gewohnheit, gehen könnte, machte zu Beginn der Vortrag des unkonventionellen Getränkeherstellers Uwe Lübbermann (Premium, Oldenburg) deutlich.

"Strukturwandel kannst du trinken" heißt der Slogan des Getränkeherstellers Premium aus Oldenburg. Uwe Lübbermann, Sprecher von Premium, hat in den vergangenen Jahren ein Unternehmen aufgebaut, das mit allen Gesetzen seiner Branche zu brechen scheint: Gewinne werden nicht erzielt, das Wachstum gebremst oder auf andere Regionen verlagert, wenn die Unternehmenskapazitäten ausgereizt sind – und kleineren Händlern wird ein "Anti-Mengen-Rabatt" gewährt, der ihnen den Einstieg in das Geschäft mit den Premium-Getränken erleichtert und sie nicht in einen ruinösen Wettbewerb mit größeren treibt.

Die Getränke selbst (mit nachhaltigen Zutaten produziert) verzichten auf jede Art Werbung, das Marketing ist denkbar einfach: alles läuft über Kundenempfehlungen und Gastronomiekontakte. Daraus hat sich ein Vertriebsnetz entwickelt, das Premium und Großhändler bedienen können. Inzwischen reicht es über Deutschland hinaus.

Für Lübbermann ist das Produkt nicht der entscheidende Faktor seines Unternehmens, sondern das offenes Betriebssystem, das übrigens als Creative-Commons-Lizenz frei verfügbar ist. Im Unternehmen selbst befolgt man die Idee der Soziokratie, in der Entscheidungen im Team getroffen werden. Nur zweimal in elf Jahren hat Lübbermann das "letzte Wort" gehabt.

Das Ganze hat den antikapitalistischen Charme von Guerilla-Marketing und Open Source – ob es auf Verlagsstrukturen übertragbar ist, bleibt offen.

Lydia Horn von Melting Mobile befasste sich im zweiten Vortrag mit der Frage, wie man im Unternehmen Ideen findet und in die Praxis umsetzt. Zwei Faktoren sind es vor allem, die den kreativen Prozess begünstigen:

  • Raus aus dem Büro. Impulse müssen von draußen kommen und dann erst intern umgesetzt werden.
  • Zeit für Kreativität. Nur arbeiten macht träge und lässt keinen Spielraum für Neues.

Und wenn es mal nicht klappt: Scheitern muss erlaubt sein. Nur zwei von zehn Ideen sind flugtauglich.

Um Veränderungen ging es auch im Vortrag "Achtung: Kurvenreiche Strecke! Vom Gestalten des Wandels", den Bernd Domrowe und Dominik Wahlig als Zweipersonenstück inszenierten.

Der Vormittag schloss mit einer Präsentation der Edel-Verlagsgruppe von Stefan Weikert. Das börsennotierte Unternehmen (knapp 150 Millionen Euro Umsatz; 900 Mitarbeiter) hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Imprints aufgekauft und neue Imprints wie Eden Books und Edel eBooks gegründet.