Verlage bei Twitter

Denn sie wissen nicht, was sie tun?

24. Juni 2013
von Börsenblatt
Für Edda Braun ist Twitter eine Art zweites Zuhause – in dem ihr nur eines missfällt: Wie Verlage sich hier präsentieren. "Die meisten twittern zum Einschlafen langweilig", meint die Buchhändlerin aus Ochsenfurt (Buchhandlung am Turm). Ein Gespräch über lahme Links und die Kunst der kleinen Geste.

"Verlange bald Tweetgebühr von den Verlagen. Die meisten twittern zum Einschlafen langweilig": So etwas liest man von Ihnen selten, gewöhnlich lassen Sie via Twitter nie Dampf ab. Warum jetzt?   
Braun: Weil es kein Ende nimmt mit trivialen Tweets, die den Charme amtlicher Verlautbarungen haben und obendrein noch einen Link enthalten, der auf einen anderen Kanal verweist – nach dem Motto: Habe Bilder auf Facebook gepostet … Diese Unart beobachte ich sowohl bei großen als auch bei kleinen Verlagen. Hinzu kommen reichlich Rechtschreib- und Kommafehler. Ich ärgere und wundere mich jedes Mal darüber, finde es aber im Grunde nur schade.

Gibt es aus Ihrer Sicht auch Verlage, die ihre Sache gut machen?
Braun: Allerdings. Rowohlt zum Beispiel.

Was stört Sie an Nachrichten mit Verlinkungen?
Braun: Sie hinterlassen bei mir den Eindruck, dass sich ihre Absender nicht überlegen, wo sie sich bewegen – dass sie sich also nicht auf Twitter einlassen. Oft genug gelangt man auf eine Seite, auf der man sich dann nur wieder verliert. In 99 von 100 Fällen klicke ich die Links nicht mehr an. Ich finde, alles sollte im Tweet stehen.

Und wenn 140 Zeichen nicht ausreichen?
Braun: Dann schreibt man eben zwei Tweets. Das wäre allemal besser, als wieder nur irgendwohin zu verlinken.  

Sie sind seit März 2011 dabei, verschicken monatlich 1.000 Tweets und mehr – und kommen mittlerweile auf mehr als 1.500 Follower. Das schafft selbst Thalia nicht. Ihr Rezept?
Braun: So würde ich das gar nicht nennen, was ich mache. Ich vertrete nur die Ansicht, dass Follower auch unterhalten werden wollen – Informationen habe alle ja mehr als genug.   

Wie unterhalten Sie?
Braun: Meine Tweets enthalten in erster Linie Sinnsprüche, Zitate aus Büchern, Lyrik. Von mir und über mich schreibe ich nur wenig.

Zahlt sich das aus?
Braun: Wenn es nur darum ginge, müsste ich meinen Twitteraccount aufgeben. Werbetechnisch betrachtet ist die Sache, ehrlich gesagt, eher Zeitschwendung – in Ochsenfurt wird leider nicht so viel getwittert. Es ist eher so, dass ich bundesweit kostenlose Werbung für Verlage mache: Ich bekomme oft Anfragen nach Buchtiteln und höre dann, dass die Bücher auch gekauft wurden, wenn auch nicht bei mir. Aber das ist auch gut.

Welche Tweets lesen Sie am liebsten?

Braun: Die von Autoren. Sie twittern einfach interessanter, verstehen es deutlich besser, Leser emotional einzubinden, sie neugierig zu machen, zum Nachdenken oder zum Lachen zu bringen. Autoren beherrschen die Kunst der kleinen Geste.

Wie sieht ihr Twitter-Tag aus?
Braun: Mein Tag beginnt mit Twitter, und er endet damit. Die meisten Zitate, die ich twittere, entdecke ich zufällig.

Für Ihre Facebook-Seite nehmen Sie sich deutlich weniger Zeit. Warum?
Braun: Mit Facebook konnte ich mich nie so richtig anfreunden. Twitter liegt mir mehr: Die Geschwindigkeit des Mediums und die Art und Weise, wie Leute hier miteinander unterwegs sind – das ist genau meine Sache.    
 
Edda Braun ist Inhaberin der Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt. Sie twittert unter: @TurmBuchOch.