Die Sonntagsfrage

Warum suchen Sie den Vergleich, Herr Dausien?

30. Juni 2013
von Börsenblatt
Der Bertriebsvergleich ist ein Klassiker – und doch sinkt die Zahl der Buchhandlungen, die sich einmal pro Jahr 45 Minuten Zeit nehmen, um an der Studie teilzunehmen. Dieter Dausien aus Hanau hält dieses Zögern seiner Kollegen für einen Fehler. Warum das so ist, was ihm der Vergleich bringt und wieso er ihn gerade jetzt für nützlich hält? 
Weil es nicht reicht, nur die eigenen Zahlen zu kennen. Nur, wenn ich mich mit anderen vergleiche, gelingt es, Schwachstellen, aber auch Stärken der eigenen Buchhandlung zu erkennen. Schon in meiner frühen Buchhändlerzeit, als ich den Kölner Betriebsvergleich noch nicht kannte, habe ich immer gerne die Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) mit ein, zwei befreundeten Buchhandlungen ausgetauscht.

Selbst, wenn man keine gravierenden Schwächen erkennt, die dringenden Handlungsbedarf anzeigen - auch gute Zahlen beflügeln enorm. Das ist wie bei einem Wettbewerb: Wer gut im Rennen liegt, kann daraus nochmal eine Menge Energie ziehen. (Wer schlecht liegt, muss sich natürlich umso mehr fragen, woran es liegt ...)
 
Der Vergleich mit zwei Kollegen ist natürlich nicht repräsentativ, das geht nur mit einer standardisierten Erhebung mit vielen Teilnehmern. Als ich vor vielen Jahren vom Kölner Betriebsvergleich gehört hatte, war es deshalb für mich sofort klar, das ich mitmache. Damals gab es noch den Monatsvergleich, der meinen Zahlenhunger kontinuierlich gestillt hat. Leider ist der vor drei Jahren mangels Beteiligung eingestellt worden.

Jetzt wird es knapp bei der Teilnahme am Jahresvergleich. Es wäre wirklich ein herber Verlust, wenn dieses Instrument nun auch noch verloren ginge. Denn der Betriebsvergleich ist unter zweierlei Gesichtspunkten wichtig:

  • Für die Teilnehmer, um wirklich zu wissen, wo sie stehen. Wie erfahre ich denn sonst, ob Raumkosten von 3 oder 6 Prozent angemessen sind? Wie sonst kann ich erkennen, dass ich eine eher niedrige Handelsspanne verkraften kann, weil sie durch eine hohe m²-Leistung wettgemacht wird?  Und natürlich die Frage, wie liege ich mit meinem Gewinn? Enstpricht er dem, was im allgemeinen als Geschäftsführergehalt anzusetzen ist? Jede Menge Relationen und Betrachtungen werden nur möglich, wenn man valide Zahlen anderer Betriebe kennt, und zwar kumuliert auf die Größenklasse und auf die gesamte Branche.
  • Zum Anderen ist der Betriebsvergleich wichtig für die ganze Branche: Ohne ihn fehlten die Kennzahlen des Sortiments im BuBiZ. Und damit wäre die betriebswirtschaftliche Situation des unabhängigen Buchhandels eine einzige Unbekannte. In den letzten Jahren spielte die Konditionenfrage eine große Rolle in der Branchendiskussion und für mich bei meiner Arbeit im SoA. Diese Diskussion könnte gar nicht geführt werden, wenn nicht belegbar wäre, wie (schlecht) die Rentabilität des kleineren und mittleren Buchhandels ist.

 
Die Arbeit, die es macht, die Formulare online auszufüllen, ist wirklich harmlos: Ich sitze, mit letzter BWA und wenigen weiteren Unterlagen ausgestattet, vielleicht 30 bis 45 Minuten am PC – mehr ist es nicht. Und alleine die Beschäftigung des Ausfüllens hat schon ihren Sinn, weil man sich einmal konzentriert die Zahlen des vergangenen Jahres vornimmt und sich darauf fokussiert, wie es gelaufen ist. Deshalb ist mein Appell an alle Kolleginnen und Kollegen, die noch nicht mitmachen: Tun Sie der Branche und sich selbst einen Gefallen: machen Sie mit!
 

Dieter Dausien ist Inhaber der Buchhandlung am Freiheitsplatz in Hanau.