Karl-May-Verlag begeht 100-jähriges Jubiläum

Ein Verlag, so treu wie Winnetou

10. Juli 2013
von Börsenblatt
Am Wochenende knallte in Bamberg nicht die Silberbüchse, sondern die Korken: Der Karl-May-Verlag hatte zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Familienbetriebs eingeladen. Emotionale Momente waren die Gedenkveranstaltung für Verlagsgründer Euchar Albrecht Schmid und seine Söhne - Lothar Schmid war überraschend Mitte Mai verstorben.

Viel Prominenz unter den Feiergästen: Von Schauspielerin Marie Versini und Ex-Tatort-Kommissar bzw. Karl-May-Hörbuchsprecher Peter Sodann bis hin zu Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe für die Bundesregierung und Staatssekretärin Melanie Huml in Vertretung des Ministerpräsidenten Horst Seehofer gaben sich Stars, Künstler, Politiker sowie Vertreter der Stadt Bamberg, von Karl-May-Gesellschaft, Karl-May-Stiftung, den Karl-May-Museen in Radebeul und Hohenstein-Ernstthal und des Börsenvereins die Ehre.

Und es gab wahrlich etwas zu feiern: 100 Jahre erfolgreiche Verlagsgeschichte mit nur einem Autor und immer in Form eines Familienbetriebs sind weltweit eine Besonderheit in der Verlagslandschaft. Dass Karl May mit 100 Millionen verkauften Exemplaren heute der laut Verlag meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache ist, verdankt er vor allem der unermüdlichen Arbeit des nach ihm benannten Verlags. Mit Hörspielen und eBookCards hat sich der Verlag auch in der jüngsten Geschichte gegen Clubausgaben des gemeinfreien Autors und die digitalen Gratisprodukte im Internet behauptet.

Anliegen des Verlags war es dabei stets, Karl May in seinem gesamten Schaffen zu würdigen: Als Autor, dem nicht nur die "Winnetou"-Romane aus der Feder geflossen sind, sonder neben den bekannten ORientstoffen auch historische Romane und Kinderbücher - und der einen imposanten Briefwechsel hinterlassen hat.

Bernhard Schmid, Verleger in der dritten Generation, lud Autoren, Geschäftspartner, die Karl-May-Szene und Freunde zu einem abwechslungsreichen Jubiläumswochenende ein – und viele kamen.

Höhepunkt war der Samstag. Eine Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof erinnerte, musikalisch umrahmt von Karl Mays eigenen Chorkompositionen, an den Verlagsgründer Dr. Euchar Albrecht Schmid, der Karl May persönlich noch kannte, und an seine Söhne Roland, Joachim und Lothar Schmid. Letzterer war überraschend erst Mitte Mai, kurz nach seinem 85. Geburtstag, verstorben. Der Ehrenvorsitzende der Karl-May-Gesellschaft und bekannte Strafrechtsexperte Prof. Dr. Claus Roxin hielt eine eindrucksvolle Laudatio.

 

Der eigentliche Festakt am Samstagnachmittag füllte mit rund 300 Gästen das Große Haus des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theaters. Karl-May-Hörbuchsprecher Heiko Grauel und Bernhard Schmid moderierten gekonnt eine Veranstaltung, in der sich Grußworte und Showacts kurzweilig aneinanderreihten: Neben historischen und modernen Tanzeinlagen wurden die Besucher von Liedermacher Holger Saarmann bzw. dem Gitarristen Svenson mit ihren Balladen sowie von René Giessen, einem der weltbesten Mundharmonikaspieler, grandios unterhalten. Dazu gab es eine musikalische Karl-May-Lesung, akrobatische Auszüge eines Live-Hörspiels der Bayreuther Gruppe „vordemtheater“, eine humorvolle Schauspieleinlage mit Patrick Schmitz vom Theater als Heinz Erhardt und zwei faszinierende Zaubertricks von Wolfgang Schmid. Fast fünf Stunden Programm und große Emotionen – so die Bilanz des historischen Festwochenendes.