Hugendubel

Streiks in München - Schließung in Amberg

19. Juli 2013
von Börsenblatt
Hugendubel trennt sich von unrentablen Flächen: In Amberg (Bayern) war der letzte Verkaufstag am 13. Juli. Kurzfristig war ein Nachmieter für die 1.000 Quadratmeter große Fläche gefunden worden. Noch diesen Monat soll die Großfläche an einen Textilanbieter übergeben werden. Im 200 Kilometer entfernten München meldet ver.di Rekordteiligung bei Streiks im Einzelhandel, wo die Gewerkschaft für einen Entgeldtarfvertrag bei Hugendubel kämpft. 

Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung sei "ein sinnvolles Betreiben der Buchhandlung, die schon seit Längerem auf dem Prüfstand steht, nicht mehr weiter möglich", teilt das Unternehmen mit. Neun Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Die Geschäftsleitung suche derzeit nach Möglichkeiten, sie im Unternehmen weiter zu beschäftigen. 

Die Standorte Guben, Neustadt an der Weinstraße, Berlin (Filiale Potsdamer Platz), Husum, Neubrandenburg und bis zu 15 weitere Filialen könnten das Schicksal Ambergs teilen und schon bald geschlossen werden: Ver.di hatte vergangenen Monat über bundesweite Umstrukturierungsszenarien bei Hugendubel in einem Blog berichtet. Alleine bei den übernommenen Weiland-Filialen sollen demnach bis zu 50 Vollzeitstellen wegfallen.

Hugendubel versucht als Teil der Tolino-Allianz (gemeinsam mit Weltbild, Thalia und der Telekom) auf dem Feld des Onlinehandels wieder Boden gut zumachen, der an Amazon verloren wurde.


Die Einschnitte der Umstruktierungsbemühungen bekommen die Mitarbeiter in Form von Entlassungen oder im Geldbeutel zu spüren: Vergangenen Freitag legten Mitarbeiter aus sämtlichen Münchener Hugendubelfilialen die Arbeit nieder, um zu streiken. Anlass war der Stillstand um den in Bayern einmaligen Entgelttarifvertrag im Einzelhandel. Seit 16 Monaten sei die Buchbranche vom Vertrag und den entsprechen Lohn- und Gehaltstarifen "abgekoppelt", erklärt Georg Wäsler (ver.di München). Seit April letzten Jahres stocken die Verhandlungen um einen entsprechenden Vertrag - die nächsten Verhandlungen sind für den 24. Juli festgesetzt.

Am Tagsstreik in der bayerischen Landeshauptstadt habe sich mehr als die Hälfte der für die Schicht eingeplanten Hugendubel-Mitarbeiter beteiligt, so Wäsler. Außerdem seien Angestellte aus der Hauptverwaltung und dem Servicebüro zu den Streikenden gestoßen. Wäsler spricht von einem "schleichenden Personalabbau" im Unternehmen, der Hand in Hand mit Filialschließungen und Abmietungen gehe. Ver.di fordere daher von Hugendubel, dass "seit vielen Jahren laufende, grausame Spiel der Personalauswahl" mit den Betriebsräten einzustellen und stattdessen mit der Gewerkschaft "intensiv über die wirtschaftliche Situation im Unternehmen" zu sprechen. Es wird detailierter Einblick in die Zahlen gefordert. Daran anknüpfend solle ein gemeinsamer Sanierungsplan erstellt werden, der klare Regelungen für die Mitarbeiter vorsehe - etwa im Fall von Filialsschließungen.