USA

Amazon-Gründer Jeff Bezos kauft "Washington Post"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die "Washington Post" ist an Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos verkauft worden. Das gab die Zeitung gestern bekannt. Bezos, mit einem Privatvermögen von 25,2 Milliarden Dollar (rund 19 Milliarden Euro) einer der reichsten Männer der Welt, zahlt dem Verlagshaus Washington Post Co. für die Zeitung und weitere Publikationen 250 Millionen Dollar.

Bei der Übernahme handelt es sich um ein Privatgeschäft Bezos', in das sein Unternehmen Amazon nicht involviert ist. Der Verkauf der über 80 Jahre von der Familie Graham geführten Traditionszeitung, die das politische Leben der USA in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat – beispielsweise durch die Aufdeckung des Watergate-Skandals oder jüngst durch die Enthüllungen der NSA-Ausspähprogramme – , kam für die Öffentlichkeit überraschend. Dabei waren laut Zeitung schon seit dem Frühjahr Verkaufsgespräche im Gange.

Donald Graham, Vorstandsvorsitzender der Washington Post Company, nannte als Grund für den Verkauf nicht nur die wachsenden Turbulenzen und finanziellen Herausforderungen im Zeitungsmarkt, sondern auch die Sorge um die Zukunft. Man wolle mehr für die Zeitung tun als nur ihr Überleben sichern, so Graham. Der Verkauf an Bezos eröffne hingegen eine "größere Chance auf Erfolg". Bezos selbst sagte, das Zeitungsgeschäft sei für ihn noch nicht kartiertes Gelände und würde einige Exeprimente erforderlich machen. An der Ausrichtung der "Washington Post" solle sich aber nichts ändern.

Graham und Bezos verbindet eine langjährige Freundschaft, schreibt die "Washington Post" weiter. So sei es Graham gewesen, der Bezos geraten hatte, Zeitungen über das Lesegerät Kindle zu vertreiben.

Der digitale Vertrieb von Zeitungsinhalten – auch für Smartphones – dürfte ein Modell sein, das Bezos' Management in den kommenden Monaten und Jahren testen und ausbauen wird. Auch wenn Amazon bei diesem Zeitungs-Deal nicht als Käufer auftritt – das Internetunternehmen erweitert damit seinen Radius im Medienmarkt und könnte langfristig auch seine mediale Außendarstellung verbessern (auch wenn eine direkte Einflussnahme auf redaktionelle Inhalte der "Washington Post" weder intendiert noch erwünscht sein dürfte).