PanThema

Semantische Ordnung

19. August 2013
von Börsenblatt
PanThema heißt ein neues Buchklassifikationssystem, dessen ausgefeilte Begriffshierarchie die Warengruppensystematik ergänzt. Im Januar 2014 startet der Pilotbetrieb.

Wer online ein Buch zu einem konkreten Thema und für eine bestimmte Altersgruppe sucht – etwa eine Skater-Fibel für Zwölfjährige –, bleibt oft erfolglos. Die Verschlagwortung von Onlineshops ist entweder rudimentär oder fördert Zufallsfunde zutage. Für eine systematische Suche wird deshalb ein Verfahren benötigt, das die vorhandenen Buch­themen klassifiziert und hierarchisch gliedert. "Der Bedarf für ein solches Verfahren ist nicht zuletzt durch das hohe Aufkommen neuer Titel, vor allem E-Books, enorm gestiegen", sagt Martin Lüning von der Abteilung Informa­tionsdienste der MVB, der an dem Projekt beteiligt ist.

Auf der London Book Fair 2013 wurde eine Pilot-Ver­sion des neuen Buchklassifikations-Standards PanThema vorgestellt, der auf der englischen Buchklassifikation "BIC Standard Subject Categories" beruht – einem über Jahre bewährten System, das in Großbritannien die Funktion der hiesigen Warengruppen übernimmt.

"Inzwischen arbeiten 15 nationale Arbeitsgruppen (etwa aus Frankreich, Italien und den USA) daran, die PanThema-Klassifikation zu übersetzen und an ihre jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen", berichtet Lüning. Die deutschsprachige Arbeitsgruppe (Deutschland, Österreich, Schweiz), an der die MVB beteiligt ist, arbeite zurzeit ein "Mapping" aus – ­eine Art Übersetzungstabelle. Sie soll die hierzulande gebräuchliche Warengruppensystematik mit den ­Kategorien von PanThema synchronisieren. Diese Liste bekommt laut Lüning "gerade ihren letzten Schliff".

Das neue Buchklassifikations­system ist in rund 2.500 Themen ("Subjects") untergliedert, die durch etwa 2.000 ergänzende Begriffe ("Qualifier") weiter spezifiziert werden – im Sinne geografischer, sprachlicher, zeitlicher und weiterer Aspekte des jeweiligen Buchs. Gegenüber der englischen Ursprungsversion hat die deutschsprachige Arbeitsgruppe Begriffe ergänzt, die für deutsche Publikationen typisch sind – etwa auf dem Gebiet des Rechts, das sich erheblich vom angelsächsischen "Case Law" unterscheidet.

"Eine Herausforderung wird die Integration von PanThema in die bekannten Titelmelde-Standards und Warenwirtschaftssysteme sein", so Lüning. Bei den Onix-Meldungen, mit denen Verlage Titeldaten an das VLB liefern, wird es in der Pilotphase, die im Januar 2014 startet, zusätzliche, optionale Felder für die PanThema-Klassifizierung geben, die den Pflichteintrag der Warengruppe ergänzen. Beide Systematiken werden voraussichtlich noch über einen längeren Zeitraum parallel genutzt.

Wie die Verknüpfung zwischen Warengruppensystematik und PanThema endgültig gelöst werden soll, hängt auch von der weiteren Entwicklung einer Metadatenbank für die Branche ab, an der die MVB derzeit arbeitet.

Der Mediacampus Frankfurt lädt in Zusammenarbeit mit der MVB zu einem PanThema-Seminar am 18. November ein: "PanThema: Ein neues Klassifizierungssystem für Bücher. VLB zukunftsfähig nutzen". Die Kursgebühr beträgt 199 Euro. Dozenten sind Moritz Hodde (Newbooks Services), Martin Lüning (MVB) und Michael Vogelbacher (MVB).