Jahresbetriebsvergleich 2012

Kassensturz mit Kennzahlen

29. August 2013
von Börsenblatt
Das Sortiment hatte 2012 steigende Kosten und sinkende Umsätze zu verkraften. Auch bei der Handelsspanne mussten Abstriche gemacht werden. Das zeigt der Jahresbetriebsvergleich 2012, der im Auftrag des Börsenvereins erhoben wird.

Es  ist immer wieder aufschlussreich, die Ergebnisse des Jahresbetriebsvergleichs genauer zu analysieren. Sehr viel wird im Laufe des Jahres gesprochen über Einsparmöglichkeiten, über die Optimierung des Warenbezugs, die Entwicklung der Mieten und Gehälter. Liegt der Betriebsvergleich vor, kann die Realität mit den bis dato getroffenen Vermutungen abgeglichen werden. 175 Buchhandlungen haben sich dieses Mal an der Untersuchung beteiligt, die im Auftrag des ­Börsenvereins vom Institut für ­Handelsforschung durchgeführt wird.

Und so sieht sie aus, die Welt der buchhändlerischen Zahlen des Jahres 2012: Durchschnittlich ist der Umsatz der Sortimente um 2,9 Prozent zurückgegangen, und keine der fünf Größenklassen hat es geschafft, mehr Einnahmen zu erzielen als 2011 (siehe Tabelle). Besonders herbe Einbußen erlitten die größten Buchhandlungen mit über 21 Beschäftigten: Ihre Erlöse gingen um 4,3 Prozent zurück. Am besten schnitten die Läden mit elf bis 20 Mitarbeitern ab. Sie verloren 1,8 Prozent.

Sichtbare Differenzen von mehr als 8.000 Euro zeigen sich auch beim Pro-Kopf-Umsatz. Er erreicht die Spitze von 152.474 Euro bei den Sechs-bis-Zehn-Mann-Betrieben und seinen niedrigsten Wert von 144.465 Euro in der kleinsten Größenklasse (bis drei Mitarbeiter). Im Durchschnitt bewegt sich diese Kennzahl bei 148.699 Euro.

Beim Barumsatz je Quadratmeter Verkaufsraum haben zwei Größenklassen gemeinsam die Nase vorn. 3.610 Euro werden erwirtschaftet in den Läden mit vier bis fünf Mitarbeitern sowie in den Geschäften mit elf bis 20 Personen. Die geringste Flächenproduktivität (2.835 Euro) findet sich in den kleinsten Buchhandlungen.

Das meiste Geld, 17,87 Euro, lassen die Kunden je Barverkauf in Vier-bis-Fünf-Mann-Betrieben. In den großen Buchhandlungen sind sie weniger kauffreudig − 13,69 Euro werden dort registriert.

Kleine Schritte beim Online-Handel

Fürs Geschäft im Internet gilt: Müh­sam ernährt sich das Eichhörnchen. Die Umsätze wollen hier einfach nicht so recht von der Stelle kommen. Immerhin liegt der Anteil der Netzerlöse mittlerweile durchgängig bei über einem Prozent − das war im Jahr 2011 noch nicht der Fall. 1,9 Prozent lautet der Mittelwert, wobei sich der Internetumsatz proportional zur Größenklasse entwickelt: von 1,2 Prozent bis 2,8 Prozent.

Belletristik lässt die Kasse klingeln

Belletristische Titel bilden nach wie vor die Brotartikel der Buchhändler und erreichen einen Umsatzanteil von 23 Prozent, davon tragen elf Prozent die Hard- und zwölf Prozent die Softcover bei. Die höchsten Belletristik-Einnahmen erzielen die kleineren Betriebsgrößen (bis zu 26 Prozent). Die zweitwichtigsten Warengruppen sind Kinder- und Jugendbücher sowie Schulbücher mit je elf Prozent. Besonders viele Schulbücher (14 Prozent) wechseln in den Läden mit sechs bis zehn Beschäftigten den Besitzer.

Beim Warenbezug hat sich 2011 einiges getan: Der Direktbezug bei den Verlagen liegt mittlerweile nur noch bei 61 Prozent (nach 64 Prozent im Jahr zuvor). Vor allem die Großen bestellen direkt − und zwar fast drei Viertel ihrer Ware. Etwas über die Hälfte ihrer Produkte ordern hingegen die Kleinstbetriebe beim Verlag − Ähnliches gilt für die Händler mit elf bis 20 Mitarbeitern. Um einen Prozentpunkt erhöht hat sich der Barsortimentsbezug. Auch hier gilt die Proportionalität: Je kleiner die Buchhandlung, desto höher diese Bezugsoption, variierend von 40 bis 26 Prozent.

Stabil geblieben ist die Möglichkeit, via Einkaufsgenossenschaf­ten zu beziehen. Fünf Prozent der Waren nehmen diesen Weg. Interessant: Die Sortimente mit elf bis 20 Mitarbeitern erreichen den Maximalwert von 15 Prozent. Die Großen hingegen landen bei null.

Kostenquote steigt leicht

Ein Blick auf die Kosten im Buchhandel zeigt: Die Sparbemühungen scheinen nicht 100-prozentig gefruchtet zu haben. Die Kostenquote bewegt sich mit 33 Prozent sogar leicht über dem Vorjahr (32,7 Prozent). Die höchs­ten Kosten fallen mit 35,6 Prozent in der oberen Größenklasse an, in der darunter liegenden sind es nur 0,2 Prozentpunkte weniger. Die geringste Kostenquote (31,6 Prozent) weisen die kleinen Sortimente mit vier bis fünf Mitarbeitern auf.

Stark zu Buche schlagen naturgemäß die Personalkosten inklusive Unternehmerlohn. Sie machen 20 Prozent des Umsatzes aus. Am höchsten ist diese Kennzahl mit 21,9 Prozent bei den Läden mit elf bis 20 Mitarbeitern, am geringsten bei den Kleinstunternehmen (18,6 Prozent). Was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass sich viele Inhaber nur ein klägliches Gehalt zustehen. Die Mietkosten steigen ebenfalls stetig: 4,4 Prozent vom Umsatz fraßen sie 2012 auf. Auch hier ist die Bandbreite groß: Der Wert liegt bei 3,9 Prozent in der zweitkleinsten Kategorie und bei 5,8 Prozent in den Großbetrieben, die für ihre 1-a-Lagen tief in die Tasche greifen müssen.

Die Betriebshandelsspanne konnte ihren Aufwärtstrend nicht fortsetzen − und beträgt nun 32,3 Prozent statt 32,7 Prozent. Die besten Konditionen von 36 Prozent handelten die größten Buchhandlungen aus, die schlechtesten (30,7 Prozent) erhalten die Betriebe mit bis zu drei Mitarbeitern.

Die Kosten sind gestiegen, die Betriebshandelsspanne hat sich verschlechtert – ergo ist das Betriebsergebnis hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Lag es 2011 noch bei minus 0,2 Prozent, ist es 2012 auf minus 0,6 Prozent abgerutscht. Schwarze Zahlen schrieben nur die größten und die zweitgrößten Unternehmensklassen (0,9 und 0,5 Prozent). Den schlechtesten Wert (minus 1,6 Prozent) verbuchten die Sortimente mit bis zu drei Mitarbeitern.

Unten findet sich die Tabelle auch in einer PDF-Version.