Neu im Regal - Lesetipp der Woche

En Uffstand ohne Krotze rumdrehe

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Der Carlsen Verlag spendiert dem letzten vollendeten Comic des belgischen Zeichners Hergé eine hessische Übersetzung. Jürgen Leber überträgt den Klassiker in „Tim un die Picaros“ erfrischend respektlos in die Mundart Goethes und des Comicduos Badesalz.

Nicht nur, wer eine perfekte Vorbereitung für den Umgang mit Einheimischen während der Frankfurter Buchmesse sucht, ist bei diesem Buch „gut uffgehobe“. Jürgen Leber hat  bereits Asterix in neun Abenteuern das Hessische näher gebracht. Die Gesamtauflage der Mundart-Ausgaben um Asterix und seinen Freund Obelix (im Ehapa Verlag erschienen), liegt bei mehr als 300.000 Exemplaren. In keinem anderen Dialekt schlug sich der kleine Gallier so bravourös.

Jetzt wagt sich der Carlsen Verlag ebenfalls an eine Comicadaption. Zu Recht. Regionalia, klug ausgewählt und mit Qualität inszeniert, haben Konjunktur und schärfen außerdem das Profil einer Buchhandlung. Titel in Mundart eignen sich perfekt als Geschenk und bieten Anlass um miteinander in Kommunikation zu kommen und sich gemeinsam aufs Beste zu amüsieren. Sie laden zum Lachen und zum Vortragen ein. Wer „dem Tim sein Hessischlehrer“ (Jürgen Leber) beim Vorstellen des Comics live erleben will, erhält am 9. Oktober um 15 Uhr auf der Frankfurter Buchmesse im Comiczentrum (Halle 3.0) Gelegenheit.

Zurück zum Buch: „Tim und die Picaros“, Band 23 der Reihe, war der letzte Titel des belgischen Zeichners Hergé und ist auf deutsch 1976 erschienen. Inzwischen haben Tim und Struppi bereits ein 3D-Abenteuer hinter sich gebracht. Entlang des Originals bringt Jürgen Leber den Comic nun also in Mundart. Da wird aus Haddocks geliebtem Whiskey selbstverständlich ein Äppler, auch die Charaktere erhalten neue Namen.

Tim und Haddock müssen dem fiesen General Hannebambel und seinem Gefolge (alles dreggische Dreckwätz) gegenübertreten – um „es goldisch Maggitsche“ aus dessen Fängen zu befreien. Eine Einladung des Generals entpuppt sich bald als Falle und Tim, Struppi und Haddock haben alle Händevoll zu tun, um den Widerständskämpfer Wutzebobbes und seinen „hessische Messerstescher“ auf Touren zu bringen. Der muss nämlich zunächst von Tim dazu gebracht werden, beim sich anbahnenden Putsch in Hammaakalabbe kein Blut zu vergießen. „En Uffstand ohne Krotze rumdrehe? Des habbe mir noch sie so gemacht! Des iss Tradition!“, beharrt Wutzebobbes.

Weil seine Messerstescher aber alle „rabbelvolle Sauflabbe“ sind, kann nur noch Professor Bienlein („de Gaddezwersch“) helfen. Der hat nämlich bereits klangheimlich mit Erfolg (und zu dessen Leidwesen) an „Kabitän“ Haddock ein Mittelchen erprobt, dass die Lust auf Alkohol verdirbt … und so steht dem friedlichen Putsch in Hammaakalabbe nichts mehr im Wege und „es goldisch Maggitsche“ kann auf Befreiung hoffen.

Hergé: Tim und Struppi Dialektausgabe, Band 1: Tim un die Picaros, ins Hessische übersetzt von Jürgen Leber, 64 S. 14,90 Euro (E.T. Anfang September)