Analystenkonferenz

Bastei Lübbe will kräftig investieren

16. September 2013
von Christina Schulte
Der Börsengang von Bastei Lübbe wirft seine Schatten voraus: Heute hatten die Kölner nach Frankfurt eingeladen, zur Analysten- und Pressekonferenz. Gut 70 Gäste waren dem Aufruf gefolgt und erlebten die Präsentation eines facettenreichen Medienunternehmens.

Für den dreiköpfigen Vorstand, bestehend aus Thomas Schierack (Finanzen, Recht, Personal und Investor Relations), Klaus Kluge (Vertrieb und Marketing) sowie Felix Rudloff (Programm und PR), war es nicht das erste Mal, dass sie vor Finanzexperten ihr Unternehmen vorstellten. Bei der Emission der Mittelstandsanleihe hatten sie bereits Erfahrung gesammelt.

"Wir sind ein innovatives Inhaltehaus, jedoch konservativ, was die Renditen angeht", betonte Klaus Kluge. Für Bücher in gedruckter und digitaler Form (sie machen 80 Prozent des Umsatzes aus) liege die Rendite zwischen zehn und elf Prozent, Romane und Rätsel (neun Prozent Umsatzanteil) kämen auf zwölf bis 13 Prozent und der Bereich Merchandising und Geschenke (elf Prozent des Umsatzes) auf zehn bis elf Prozent.

Die Wachstumsstory für die nächsten Jahre sieht der Vorstand freilich im Internet: Bastei Lübbe habe sich als First Mover dem digitalen Geschäft gewidmet, welches mittlerweile einen Umsatzanteil von zehn Prozent beisteuere. Kluge geht davon aus, dass die Rückgänge aus dem Printgeschäft damit ausgeglichen werden können. "Jetzt lesen erstmals Männer", sagte er mit Blick auf die E-Books, deren Zukunft er jedoch auf Tablets und Smartphones sieht – und nicht auf dem Reader.

Im vergangenen Jahr habe sein Haus 1,129 Millionen belletristische E-Books verkauft und sei damit im Belletristik-Bereich die Nummer 2 am Markt nach Random House. Für Schierack stellt sich das digitale Geschäft margenstärker dar, weil geringere Kosten bei der Herstellung anfallen. Zwar seien auch die Preise niedriger, aber über die Masse würde sich dennoch ein positiver Effekt ergeben. Bastei Lübbe sei beispielsweise bereits auf dem chinesischen Markt aktiv und vertreibe dort digitale Titel auf Mandarin.

Die Kölner streben an, die gesamten Verwertungsstufen abzudecken und arbeiten an einer 360-Grad-Wertschöpfungskette für alle Produkte. Will heißen, der Inhalt wird über sämtliche Verwertungsarten hinweg selbst vermarktet – sei es nun print, digital, in Form von Merchandising, Games, Film- oder DVD-Rechten, erläuterte Felix Rudloff.

Dabei dürfe man nie vergessen, enge Beziehungen zu sämtlichen Autoren aufzubauen und sie an den Verlag zu binden. Immerhin seien sie die Lieferanten der Inhalte, des wichtigsten Gutes. Ob es nicht ein leichtes sei für eine riesige Verlagsgruppen wie Random House, Starautoren à la Ken Follet oder Dan Brown abzuwerben, wollte ein Analyst wissen. Es sei nicht immer nur das Geld, das einen Autor an seinen Verlag binde, und Bastei Lübbe arbeite gerade mit diesen beiden Stars schon viele Jahre lang bestens zusammen, gab Rudloff zu Bedenken. "In der Autorenpflege machen wir einen hervorragenden Job."

Doch die Zukunft von Bastei Lübbe ist nicht nur digital, sondern bringt auch den Ausbau des Bereichs Geschenkartikel mit sich. "Der Buchhandel muss seine frei werdenden Flächen füllen, da bieten sich hochwertige Geschenke bestens an", argumentierte Kluge. "Wir haben es hier mit einem Wachstumsmarkt zu tun." Bastei Lübbe verspricht sich auch einiges von seiner Beteiligung an Präsenta. Das Unternehmen bietet unter anderem Kundenbindungsprogramme an und zählt zehn Dax-Unternehmen zu seinen Klienten. "Warum nicht Bücher und Non-Books zur Kundenbindung verwenden?", so Kluge.

Fast 60 Millionen Euro will das Unternehmen mit dem Börsengang einspielen, 13,3 Millionen Aktien soll es geben, 5,3 Millionen davon werden zu einem Preis zwischen neun und elf Euro öffentlich angeboten. Die Zeichnungsfrist beginnt morgen und endet am 1. Oktober. Erste Börsennotierung ist am 8. Oktober.

Durch den Börsengang verschieben sich die Eigentumsverhältnisse, Stefan Lübbe wird künftig mittelbar und unmittelbar mit seiner Frau Birgit 55,6 Prozent halten (bislang 94 Prozent), Management und Aufsichtsrat 2,3 Prozent, der Streubesitz liegt bei 39,8 Prozent. Weiter Anteile liegen bei der Familie von Stefan Lübbe.

Finanzvorstand Thomas Schierack ließ sich bereits in die Karten blicken, wofür das Geld aus dem Börsengang verwendet werden soll:

  • fünf bis 15 Millionen Euro sollen in den Zukauf von Unternehmen und Assets gesteckt werden, um bestehende Geschäftsbereiche auszuweiten
  • weitere fünf bis 15 Millionen Euro sollen zum Rechteerwerb von Spitzentiteln und Autoren dienen
  •  je drei bis fünf Millionen Euro fließen in die Entwicklung eigener Contents und Brands, den Ausbau und die Internationalisierung digitaler Serien sowie den Aufbau einer Game-Sparte zur Vervollständigung des 360-Grad-Ansatzes.

Die künftigen Aktionäre sollen sich über jährliche Ausschüttungen freuen dürfen – bis zu 50 Prozent des Jahresergebnisses sollen ihnen zufließen.