Strategie

Thalia treibt Neuausrichtung voran

25. September 2013
von Börsenblatt
Für den heutigen Mittwoch hatte Thalia-Vorstand Michael Busch die Fachpresse zum Hintergrundgespräch nach Hagen eingeladen − um über den Fortgang der Neuausrichtung des Filialisten zu berichten. Ein ausführlicher Bericht folgt in Kürze von Christina Schulte, zunächst fassen wir hier die Pressemitteilung aus Hagen zusammen.   

In der Pressemitteilung aus Hagen heißt es zunächst, dass die Anfang 2012 begonnene Neuausrichtung der Buchhandelsgruppe in den vergangenen zwölf Monaten erfolgreich vorangeschritten sei. Das Unternehmen befinde sich auf gutem Kurs zum Ziel, nachhaltig wieder Wachstum zu generieren.

Aus Unternehmenssicht führe die konsequente Fokussierung auf die zwei großen Vertriebskanäle stationärer Buchhandel und E-Commerce sowie die erfolgreiche Positionierung im Bereich eReading − unter anderem durch die Einführung des tolino im März 2013 − "in eine langfristig erfolgreiche Zukunft".

Als Antwort auf den Branchenumbruch habe Thalia im vergangenen Jahr eine strategische Neuausrichtung mit zahlreichen Veränderungen initiiert, um die Voraussetzungen für ein solides Umsatzwachstum und die Zukunftssicherung des Unternehmens zu schaffen und die Marktposition zu halten. Nun gelte es, diese Veränderungen weiter zu optimieren und den Kunden einen spürbaren Mehrwert zu bieten. Neben der Einführung neuer Sortiments- und Flächenkonzepte und den Investitionen in den E-Commerce-Bereich habe man in den vergangenen Monaten vor allem das Zukunftsfeld Digitales Lesen ausgebaut und mit der tolino Partnerschaft weiter vorangetrieben.

Dabei habe man die gesteckten Ziele innerhalb des Neuausrichtungsplans "immer erreicht", resümiert Michael Busch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thalia Holding. Thalia sei auf einem guten Weg, wieder nachhaltig Wachstum zu generieren. Für die nächsten Monate kündigte Busch an, "unter den Prämissen Konsolidierung und operative Exzellenz im stationären sowie Optimierung und zügiges Wachstum im E-Commerce-Bereich, die Neuerungen weiter nachhaltig zu implementieren und zu perfektionieren."

Ein wichtiger Erfolg in der Entwicklung von Thalia in den letzten Monaten sei die im März 2013 geschlossene eReading-Partnerschaft. Gemeinsam mit den Buchhändlern Weltbild, Hugendubel und Club Bertelsmann sowie der Deutschen Telekom als Technologie-Partner sei es Thalia gelungen, den eReader tolino shine sowie die Marke tolino erfolgreich im deutschsprachigen Markt zu etablieren. Das offene System des tolino, das das Lesen von nahezu allen E-Book-Formaten ermöglicht, sei ein wichtiger Vorteil im wettbewerbsintensiven eReading-Markt, so Busch, in dem aktuellen Prognosen zufolge allein in diesem Jahr weitere 1,4 Millionen Lesegeräte verkauft werden (Quelle: Bitcom). Und Busch kündigt an: In naher Zukunft sei der weitere Ausbau der tolino-Gerätefamilie geplant, in Kombination mit technologischen Neuerungen und der Ausdehnung des Content-Angebots.

Die Partnerschaft im Bereich eReading bildet für die Hagener Buchhandelsgruppe eine wichtige Grundlage, um sich eine Position an der Spitze des Wettbewerbs zu sichern, formuliert Busch das ambitionierte Ziel. Die beteiligten Unternehmen agieren als Partner, gehen hinsichtlich Sortiment und Kundenansprache jedoch eigene Wege. Bei Thalia sind die Umsätze mit eBooks seit Oktober 2012 im dreistelligen Bereich gestiegen. Diesen Erfolg möchte das Unternehmen weiter ausbauen, um in diesem wachsenden Zukunftsmarkt eine führende Rolle zu spielen.

Auch in den Buchhandlungen vor Ort schaffe Thalia hohe Sichtbarkeit für das Digitale Lesen. Derzeit investiert das Unternehmen in eine bauliche Neugestaltung der vorhandenen eReading-Bereiche in den Buchhandlungen, wobei an elf Standorten eReading-Welten als Shop-in-Shop-Formate eingeführt werden. Ein weiteres klares Bekenntnis zum zukunftsweisenden eReading-Markt.

Im wettbewerbsintensiven Onlinebereich stelle sich Thalia flexibel auf, um die wachsende Relevanz des E-Commerce im Angebot abzubilden und im Sinne der Kunden mit dem Stationärgeschäft zu verzahnen. Der Onlinekanal www.thalia.de verzeichne seit Oktober 2012 ein zweistelliges Wachstum und liege damit oberhalb des Marktdurchschnitts. Wachstumsimpulse kämen vor allem aus dem digitalen Geschäftsbereich, Kerngeschäft bleibe jedoch der Vertrieb physischer Bücher. Künftig sollen das Digitalgeschäft weiter entwickelt und die Vertriebskanäle stärker verzahnt werden. Gezielte Investitionen im siebenstelligen Bereich, etwa für den Ausbau der E-Commerce-Plattform, insbesondere für die Einführung eines neuen, kanalübergreifenden Warenwirtschaftssystems, sollen dafür sorgen. 

Die Einführung und Erweiterung neuer Sortimente wie Spiele & Spielwaren, Musik-CDs und DVDs an ausgewählten Standorten sind Beispiele für Thalias Neuausrichtung im Stationärhandel, heißt es aus Hagen. Die Kompetenzerweiterung werde von den Kunden sehr gut angenommen: Thalia blickt in diesem Bereich auf rund 25 Prozent Umsatzwachstum seit Oktober 2012 zurück. Neben der Etablierung von Themenwelten als orientierungsgebende Klammer einzelner Sortimentsbereiche, verfolge Thalia in Eigenregie geführte Markenshops − darunter etwa der Anbieter für Bastelbedarf Rayher Hobby oder ab Oktober exklusiv in Deutschland der Vertrieb der Business Accessoires des italienischen Labels Campo Marzio. Diese Flächen werden mit eigenen Mitarbeitern betrieben.

Konzepte auf dem Prüfstand

"Insgesamt gilt es, bewährte Konzepte und Produkte auf ihre Zukunftstauglichkeit hin zu überprüfen und damit dem Buch, das bei Thalia immer im Zentrum stehen wird, eine bestmögliche Position zu verschaffen. Wir brauchen keinen neuen Buchhandel, sondern einen, der sich für neue Möglichkeiten öffnet und neu aufstellt, ohne dabei seine Seele zu verlieren", so Michael Busch. Thalia verfolge im Bereich Sortimente und Formate eine Strategie, die es erlaube, "auf Trends flexibel zu reagieren, sie aufzugreifen und uns auch wieder davon zu verabschieden, wenn sie auslaufen". Für den erforderlichen Ladenbau werden finanzielle Mittel im siebenstelligen Bereich bereitgestellt. Damit neue Sortimente analog zum Buch adäquat präsentiert werden können.

 

Flächenveränderungen abgeschlossen

Eines der schwierigsten Kapitel der Neuausrichtung, so Thalia weiter, die Flächenveränderungen, mit denen unvermeidbar auch Schließungen über das übliche Maß hinaus einhergingen, sei abgeschlossen. Insgesamt wären rund 20 Schließungsentscheidungen nicht zu vermeiden, wo Umsätze stark rückläufig oder Verkaufsflächen langfristig nicht mehr rentabel waren − einige davon wurden bereits umgesetzt, einige werden in den nächsten Monaten noch folgen. In Zukunft werden noch vereinzelt Schließungen oder Flächenverkleinerungen durch Umzüge an einzelnen Standorten möglich sein, jedoch lediglich im Rahmen der im Einzelhandel üblichen Entwicklung des stationären Vertriebsnetzes. Hinsichtlich der Neuausrichtung sei dieser Prozess aber abgeschlossen, versichert das Unternehmen.

Mit dem Wandel des Stationärgeschäfts gehe auch die stärkere Verknüpfung mit dem E-Commerce-Bereich einher. Hierzu gehören Cross-Channel-Maßnahmen mit "klarer Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden", die Thalias Positionierung in Abgrenzung zu reinen Online-Playern stärken sollen. Durch die effektive Verknüpfung der Kanäle würden außerdem fortlaufend neue Impulse gesetzt, um die Kunden an die Marke Thalia zu binden − online genauso wie vor Ort in der Buchhandlung. In einer geschickten Vernetzung der Kanäle sieht Thalia den künftigen Erfolg. Thalia sei im Bereich Cross-Channel-Services bereits gut aufgestellt, Potenzial für die Zukunft sei jedoch noch vorhanden. "Dabei kommt es besonders darauf an, lokal relevante Inhalte mit persönlichen Beziehungen vor Ort zu verbinden. Das erklärte Ziel dabei ist, unsere Kunden so individuell und gezielt wie möglich ansprechen und für Thalia begeistern zu können", erläutert Michael Busch.