Onlinehändler droht Streik im Weihnachtsgeschäft

"Streiken, wenn es Amazon besonders weh tut"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Im aktuellen "Spiegel" (41/2013) hat Ver.di-Sekretär Heiner Reimann Amazon mit einem erneuten Ausstand der Arbeiter gedroht. Mitten im Weihnachtsgeschäft könnten neben Leipzig und Bad Hersfeld erstmals weitere Versandzentren in Deutschland bestreikt werden.

An Amazons Stelle würde er sich nicht darauf verlassen "alle Kundenversprechen einhalten zu können", deutete Reimann vielsagend an. Offenbar ist es die Bestrebung von Ver.di, dass sich neben Leipzig und Bad Hersfeld, die über einen starken Betriebsrat verfügen, erstmals weitere Werke am Arbeitskampf beteiligen. In die Karten schauen ließ Reimann sich vom "Spiegel" aber nicht.

Ver.di will Amazon an den Verhandlungstisch zwingen und "ernsthaft" über die Einführung des lange geforderten Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel verhandeln. Seit Mai dieses Jahres laufen Streik-Aktionen mit hunderten Beteiligten, erreicht wurde dabei bislang lediglich die Einführung eines Weihnachtsgeldes. Für den (wahrscheinlichen) Fall, dass Amazon nicht bereit ist zu verhandeln, droht dem Onlinehändler ein Streikwelle mitten im Weihnachtsgeschäft − das Amazon traditionell mit Saisonkräften bestreitet, die keinen festen Arbeitsvertrag erhalten und auch nicht von einem Tarifvertrag profitieren würden. Fest angestellt sind in Deutschland rund 9.000 Arbeitskräfte, deren Zahl sich im Wihnachtsgeschäft um 10.000 Saisonkräfte vermehrt.

Für Aufsehen hatte vergangene Woche der Artikel in der polnischen Wirtschaftszeitung "Puls biznesu" gesorgt, in dem die Rede davon ist, dass Amazon mit Hochdruck und im Geheimen an der Eröffnung dreier Versandzentren in Westpolen und zwei weiteren in Tschechien arbeite. Amazon dementierte die Meldung nicht und wies lediglich zurück, dass in Deutschland Versandzentren geschlossen werden sollen. Ob ein Einsteig in den polnischen und tschechischen Onlinehandel geplant ist, darüber schweigt sich Amazon nach wie vor aus.

Ver.di versucht mit den angedrohten Streiks auch vor diesem Hintergrund ein Zeichen der Stärke zu setzen.