Konferenz Contec in Frankfurt

Bücher im digitalen Ökosystem

20. Juli 2015
von Börsenblatt
428 Verlags- und Technologieexperten aus 32 Ländern nehmen an der ersten Konferenz Contec in Frankfurt statt, dem Nachfolgeformat der Tools of Change (TOC) Frankfurt. Ziel der Konferenz ist es, Content- und Technologieproduzenten in einen Dialog miteinander zu bringen.

Eine Kernfrage, die vor allem den klassischen Buchhandel beschäftigt, ist, wie man in Zukunft noch Bücher verkaufen wird. Wobei der Anteil physischer Bücher auf absehbare Zeit die Hauptrolle im lokalen Buchhandel spielen wird. Rachel Fershleiser von der Blog-Suchmaschine tumblr, der Blogger und künftige Verleger Sascha Lobo (Sobooks) und Torsten Casimir, Chefredakteur des Börsenblatts, diskutierten darüber in der Gesprächsrunde "The Future of Bookselling". Lobos Credo, das er schon zu Beginn der Contec in seiner Keynote über die Ablösung des E-Books durch das "Social Book" vortrug, lautet, dass Bücher künftig "sozial" verkauft werden. Damit ist nicht das traditionelle Modell des Buchhändlers gemeint, der Bücher "face to face" empfiehlt, sondern eine Plattform im Netz, auf der Leser ihre Leseerfahrungen teilen können und über verlinkte Zitate komplette Bücher recherchieren und kaufen können. Wie das funktioniert, wird man am Messemittwoch ab 15.30 Uhr im Congress Center der Messe (Raum Conclusio) erfahren. Dort soll der Schleier von Sobooks gelüftet werden.

Die Ausgangsbedingungen für Buchhändler in Deutschland sind erheblich andere als in Großbritannien oder in den USA. Der E-Commerce mit physischen Büchern oder gar der Verkauf von E-Books spielen in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle, wie Casimir sagte. Ganz anders sieht es in einem Markt aus, in dem teilweise bis zu 50 Prozent mancher Titel elektronisch verkauft werden. Dort spielen Blog-Suchmaschinen wie tumblr, auf denen Verleger, Buchhändler, Leser und Kritiker online präsent sind, eine wesentlich prominentere Rolle. Hier sind nicht mehr der Buchhändler vor Ort und der Zeitungskritiker die "Gatekeeper", sondern Blogs und Communities.

Für Wissenschaftsverlage wie John Wiley ist nicht nur der Medienwandel selbst eine Herausforderung, wie CEO Steve Smith in seiner Keynote zu Beginn des Konferenztages sagte. "Digitalisierung ist nicht alles." Man müsse als Wissenschaftsverleger darüber hinaus gehen und das gesamte Ökosystem in den Blick nehmen – und dafür passende Lösungen entwickeln. So sei aus dem Anbieter für Hochschulmaterialien ein "Education Solutions Provider" geworden.

Am Vormittag stellten sich zudem im Rahmen eines Start-Up Pitches mehrere junge Unternehmen vor, die in je drei Minuten ihre Geschäftsidee präsentierten und sich anschließend den Fragen einer Jury stellten. Wie die Zukunft von Metadaten aussehen könnte, war Thema eines Vortrags von MVB-Geschäftsführer Ronald Schild. Fazit: Je differenzierter und angereicherter Metadatensätze von Büchern sind, desto größer sind die Auffindbarkeit und die Verkäuflichkeit der Titel. Mit dem VLB+ will die MVB eine entsprechende Lösung entwickeln.

Die Contec wird von der Frankfurt Academy der Frankfurter Buchmesse veranstaltet; das Börsenblatt ist Partner der Konferenz.