Portale für den Buchhandel

Neue Fragen, neue Antworten

9. Oktober 2013
von Börsenblatt
Alles strebt in Richtung Amazon? Die Anbieter von alternativen Buchportalen wollen sich damit nicht zufrieden geben: Im Forum Börsenverein stellten sie heute ihre Ideen und Angebote vor – buchhandel.de und eBuch, Flipintu, kaufdeinbuch, LChoice und Log.Os.

Der Wettbewerb um die Buchkunden im Web ist enorm, und er wird demnächst wohl noch ein wenig härter: Die Zahl der Unternehmen, die sich dem Buchhandel mit neuen Konzepten empfehlen, wächst unaufhörlich  – „unter den Buchportalen herrscht Gründerzeit“, sagt MVB-Produktmanagerin Sandra Schüssel. Dass sie damit nicht übertrieben hat, zeigte die Podiumsdiskussion, die sie heute im Forum Börsenverein moderierte.

Lokale Stärken stärken 

Zum Thema „Jenseits von Amazon: Neue Buchportale im Netz“ holte sie insgesamt fünf Unternehmen auf die Bühne – einige von ihnen sind bereits mit Angeboten am Markt vertreten und entwickeln diese momentan weiter; andere bewegen sich derzeit in Richtung Beta-Phase. Klappt alles, können sich Buchhändler schon mal darauf einstellen: 2014 haben sie die Qual der Wahl – bekommen aber zugleich die Chance, ihren Radius im E- und M-Commerce dank der neuen Technologiekonzepte noch einmal auszudehnen, Vertriebskanäle miteinander zu verzahnen  – und im Idealfall Kunden zurückzuholen, die beim Stichwort Internetbuchhandel ausschließlich an Amazon denken. Für alle, die im Forum Börsenverein nicht dabei waren, hier noch einmal die fünf vorgestellten Portale im Kurzporträt.

Mobil einkaufen, beim Buchhändler um die Ecke (I): kaufDeinBuch

Hinter der Buchhandelsapp kaufdeinbuch steht Softlevel. Das Unternehmen ist in der Branche bereits bekannt – hat u.a. das Webshop-System buchhandelsweb.de entwickelt, arbeitet für Umbreit und die LG Buch, und brachte jetzt auch die neue Website der Initiative Buy Local ins Web.

kaufdeinbuch ist eine App, die auf der Idee von buchhandelweb.de aufbaut. Und die lautet, Felix Weihnacht zufolge: „Buchhändler können sich mit ihren Stärken präsentieren können“, also mit ihren Rezensionen, mit ihren Veranstaltungen usw. Kunden die Option zu geben, direkt via App einzukaufen und sich das Buch ihrer Wahl dann zuschicken zu lassen, ist nicht vorgesehen.

Das Besondere an der App: Sie erkennt – via Geolocation – automatisch, welche Buchhandlungen in der Nähe sind und ermöglicht es Kunden, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen. Bestellt wird das Wunschbuch also in der Buchhandlung. Weihnacht: „Hauptgedanke ist: Wir wollen die Nutzer der Plattform in den Buchhandel bringen.“ 

Status quo: Die Plattform befindet sich in der Pilotphase und soll noch 2013 in Betrieb gehen. 

Mobil einkaufen, beim Buchhändler um die Ecke (II): LChoice 

Die Entwickler von LChoice (MChoice) betrachten den Buchhandel rein aus der Brille des mobilen Kunden. Das Konzept fußt auf der Idee der Markthalle – in der Kunden alles einkaufen können, was sie für ein schönes Leben so brauchen. Als erste Branche wird derzeit der Buchhandel  angebunden, weitere Branchen sollen folgen.

LChoice ist als Service gedacht, der Händler und Käufer zusammenbringt – nutzen können Kunden den Service via App (Zugriff mit Benutzerkonto). „Für Händler ist LChoice eine Dienstleistungsplattform, für Kunden ein Shop“, so Vorstand Bernd Röder. „Im Grunde ist LChoice so etwas wie die mobile Version von Buy Local.“ Die Daten, die LChoice im Hintergrund nutzt, stammen von aus dem VLB und von Umbreit.     

Das Besondere an der App: Dazu gehört der Markthallen-Ansatz - und dazu gehört auch die Ansatz, QR-Codes als Brücke in das System einzubinden (Buchhändler können z.B. im Schaufenster ein Buch empfehlen und dazu einen QR-Code anbieten; wird er per Smartphone gescannt, gelangt der Interessent auf die LChoice-App und kann sich das Buch bestellen/reservieren). Mitmachen kostet Buchhändler zunächst nichts, da LChoice auf einem Provisionsmodell basiert. Heißt: Eine Gebühr wird erst fällig, wenn tatsächlich etwas verkauft wurde – ob im Laden oder via Versandbestellung (Gebühr für die Auftragsabwicklung: 3 Prozent).

Status quo: Von April bis August 2013 lief mit sechs Händlern ein Pilottest, seitdem steht  LChoice allen offen. Bis heute haben sich 23 Sortimenter für die Plattform freischalten lassen, weitere 25 sollen im Oktober folgen (u.a. Buch & Bohne in München, Bücher Genniges in Fürth, Buchhandlung Riemann in Coburg).  

Online bestellen, lokal kaufen: buchhandel.de

MVB-Geschäftsführer Ronald Schild forciert das Konzept: Online bestellen, lokal kaufen. Buchhandel.de sei die ideale Plattform dafür, sagte er heute –  der Name sei Kunden bekannt, die Plattform sei neutral und könne zudem eine starke Bündelungsfunktion übernehmen.  „Die Zahlen beweisen es.“ Schild zufolge nutzen derzeit rund 1.000 Buchhandlungen, „etwa 300 binden buchhandel.de direkt in ihre Website ein.“   

Status quo: buchhandel.de hat eine lange Tradition und wird derzeit überarbeitet. Der Relaunch soll im 1. Halbjahr 2014 erfolgen. 

Wo ein Buch zu haben ist: eBuch

Unter dem Dach der Genossenschaft eBuch arbeiten rund 600 Buchhandlungen zusammen, 400 davon besitzen einen eigenen Webshop. „In einem halben Jahr sollen alle über eine Shopaddresse erreichbar sein“, kündigte Vorstand Lorenz Borsche heute an. Unter welcher? „Das steht noch nicht fest, aber die technische Plattform haben wir schon.“    

Dieser zentrale Shop soll eine Verbindung zum lokalen Buchhandel schaffen und auch Verfügbarkeitsinformationen enthalten. Borsche setzt ebenfalls auf Geolocation; der neue Webshop soll „mitdenken“ -  potenziellen Kunden auf einen Blick zeigen, in welcher Buchhandlung vor Ort der  Wunschtitel  gerade vorrätig ist. Borsche ist überzeugt: „Das hat Potenzial.“  

Status quo: in Vorbereitung (ca. 6 Monate) 

Gut für alle: LOG.OS  

Volker Oppmann,  Verleger und textunes-Mitbegründer, hat seine Portalidee heute gleich zweimal vorgestellt – auch im Forum Börsenverein (ausführlicher Bericht: Der Startknopf für LOG.OS ist gedrückt.)

Status quo: Das Portal soll 2014 fertig sein.    

 

Stöbern im Web: Flipintu 

Flipintu ist ein Service, der auf das gut bekannte SEO-Konzept „Content is King“ setzt. Beigesteuert wird der Content von Verlagen und Buchhändlern – und Bloggern. Mit dem Ziel: Dass Buchkäufer sich  durch die Vielfalt an Inhalten inspirieren lassen und stöbern, und anschließend auch kaufen. Auf die Lust am Stöbern seien viele Portale kaum vorbereitet. „Wir sehen da eine Lücke im Angebot und möchten sie gern füllen“, so Geschäftsführer Ulrich Coenen; laut Marktforschung handele es sich online in vier von fünf Fällen um Zielkäufe. 

Status quo: Seit gestern befindet sich das System in der geschlossenen Beta-Phase. Coenen zufolge soll noch 2013 der Startschuss fallen.