Bibliotheken

Bogeng-Teilnachlass in Leipzig

26. Oktober 2013
von Börsenblatt
Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig hat einen Teilnachlass des bibliophilen Juristen und Privatgelehrten Gustav Adolf Erich Bogeng (1881–1960), der jetzt erschlossen und für die Forschung zugänglich ist.

Der promovierte Jurist G. A. E. Bogeng konnte als Privatgelehrter intensiv seinen bibliophilen Interessen nachgehen. Bibliophilie und Bucheinband gehörten zu den vorrangigen Themen seiner zahlreichen Veröffentlichungen, deren bekannteste ist die dreibändige Darstellung "Die großen Bibliophilen" von 1922. Bogengs Bibliothek wurde nach seinem Tod von Wolfgang Brandes in Braunschweig versteigert.

Der Teilnachlass gewährt Einblick in ein bislang kaum beachtetes Übersetzungsprojekt Bogengs. Enthalten sind ein unveröffentlichtes Manuskript und Typoskript einer Übersetzung des japanischen Werks "Koshoku-gonin-onna" mit erotischen Erzählungen von Ihara Saikaku aus dem 17. Jahrhundert. Bei der Übertragung ins Deutsche wurde Bogeng durch den im Sommer 1938 in Berlin weilenden Japaner Masaharu Nakajima unterstützt. Das Projekt wurde langwieriger als geplant, und die Korrespondenz zwischen Deutschland und Japan, wohin Nakajima zurückkehrte, durch Ausbruch des Zweiten Weltkriegs langwieriger. Trotz aller Schwierigkeiten, die anschaulich in den Briefen Nakajimas an Bogeng aus den Jahren 1938 bis 1940 geschildert werden, wurde die Übersetzung 1940 vollendet. Zu einer Veröffentlichung kam es – wohl kriegsbedingt – nicht. Erst 1960 erschien Saikakus Werk unter dem Titel "Fünf Geschichten von liebenden Frauen" in der Übersetzung von Walter Donat im Carl Hanser Verlag in München.

Bogengs Autorentätigkeit wird mit Briefen von Georg Witkowski, Carl Schüddekopf, Hans Feigl und anderen Redakteuren der "Zeitschrift für Bücherfreunde" belegt. Sein breites bibliophiles Interesse dokumentieren zahlreiche Briefe mit Druckereien, Schriftgießereien und Verlagen. Ferner gehören Subskriptionseinladungen, Rundschreiben von bibliophilen Vereinigungen und Prospekte von Privatpressen dazu, wie zum Beispiel das Gründungsschreiben der Kleukens-Presse vom April 1919.

Der Teilnachlass Bogeng ergänzt in Leipzig das Archiv der Gesellschaft der Bibliophilen, das seit 2003 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum aufbewahrt wird. Beide Bestände sind erschlossen und stehen für wissenschaftliche Forschungen im Museumslesesaal zur Verfügung.