"Dieses Jahr werden wir unser sechstes Weihnachtgeschäft haben, und wir bringen jedes Jahr neue Ideen ein – darunter auch solche Bausteine, mit denen wir stressigen Situationen vorbeugen können. Rechtzeitig anfangen erspart natürlich schon einmal eine Menge Adrenalin, dazu gehört, dass wir unsere weihnachtlichen Titel bereits ausgesucht und im Laden in einem Regal platziert haben – da greifen schon jetzt einige Kunden zu. Auch unsere besonderen Spitzentitel, die sich übers Jahr herauskristallisiert haben, liegen parat; die kommen dann auf einen eigenen Büchertisch. Der hat im Stoßgeschäft eine wichtige Funktion im Laden: Wenn wir alle Hände voll zu tun haben, sagen wir den Kunden: 'Ich komme gleich, schauen Sie doch schon mal auf unseren Tisch mit den wirklich besonderen Titeln.' Daneben steht ein Teewagen mit Tee und Gebäck, da bitten wir ebenfalls die Kunden, sich doch zu bedienen, das überbrückt auch mal die unvermeidbaren Wartezeiten.
Dekoriert werden sollte nicht auf den letzten Drücker. Wir dekorieren immer am Samstag vor Totensonntag unser Schaufenster mit Tannenzweigen, Kugeln usw., ganz klassisch, und verstecken darin ein Adventskalenderrätsel. 24 eingepackte Bücher sind mit Hinweisen versehen und laden zum Miträtseln ein. Jeder kann seine Lösung auf einem Zettel eintragen, am Ende des Tages wird das jeweilige Buch verlost, das bringt auch Laufkunden in den Laden.
All diese Bausteine fürs Weihnachtsgeschäft sind Ideen, die aus unserem Team kamen, und wir ziehen immer Anfang Januar Bilanz: Wie waren die letzten vier Wochen? Was lief gut, was muss man unbedingt anders machen? Da entstehen dann auch wieder Tipps, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die Stress vermeiden helfen. Ich sage den Mitarbeitern immer: »Irgendetwas wird im Advent immer schiefgehen, das ist nun mal so und kein Beinbruch«. Diese Ansage nimmt Stress raus, denn es wäre ein Wunder, wenn es nicht den einen verärgerten Kunden geben würde, der einen in seinen Augen falschen Titel geliefert bekommen hat, weil er sich etwas anderes vorgestellt hat – und wenn wir um diese Unzulänglichkeiten wissen, können wir sie leichter anpacken.
Schließlich: Gute Laune verbreiten hilft enorm gegen den Weihnachtsstress. Da können gerade die Chefs sehr viel dazu beitragen. Und Hand aufs Herz: Wo gehen Sie lieber einkaufen – in eine Buchhandlung, in der griesgrämige Mitarbeiter schnell Kunden abfertigen oder in eine Buchhandlung, in der trotz Hektik gute Stimmung herrscht und auch gelacht wird?"
Katrin Lutz ist mit Sonja Sillack Inhaberin der Buchhandlung BuchMeyer in Reinheim und gehört dem Sprecherkreis des AkS (Arbeitskreis unabhängiger Sortimente) an.
