Sitzung des Sortimenter-Ausschusses

Facettenreiche Diskussionen

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Metadatenbank VLB+, Tolino-Partnerschaft, Büchersendungen der Deutschen Post, Preisaktionen bei E-Books: Das waren nur einige Themen, die der Sortimenter-Ausschuss des Börsenvereins (SoA) bei seiner Sitzung am Mittwoch behandelt hat. 

Metadatenbank

MVB-Geschäftsführer Ronald Schild gab einen Überblick über den Stand des Projekts. Die MVB habe ca. 70 Gespräche mit Branchenteilnehmern geführt, um „ein genaues Bild der Anforderungen und Prioritäten zu erhalten", so Schild.

Um weiteren Input zu erhalten, ist eine Task-Force ins Leben gerufen worden, die die Branche breit repräsentiere. Etwa 15 Vertreter aus Buchhandel, Verlagen und dem Zwischenbuchhandel werden Ende November erstmals zusammenkommen, um Leistungsumfang und Finanzierungskonzept der Metadatenbank zu erarbeiten. Das Gremium wird parallel zum bestehenden Fachbeirat eingesetzt und soll später wieder aufgelöst werden. Der Zeitplan sehe vor, dass zu den Buchtagen 2014 die Metadatenbank mit ihren Bestandteilen vorgestellt werden solle, erläuterte der MVB-Geschäftsführer.

Fünf wesentliche Bestandteile der Metadatenbank führte Schild an: Datenqualität, Semantik, Rezensionen, Werbedatenbank sowie digitale Vorschau. Aus Sicht der Sortimenter sind vor allem Datenqualität und Lieferbarkeitsstatus unabdingbar. „Wir haben einen irren Ärger, wenn Titel nicht mehr lieferbar sind und wir unsere Kunden enttäuschen müssen“, betonte Detlef Büttner (Lehmanns Media). Dieter Dausien, Buchhändler aus Hanau, merkte an, dass die Zusatznutzen der Metadatenbank nicht aus dem Blick geraten dürften. Andrea Nunne (Hamburg) unterstrich, dass beispielsweise die Semantik genauso wichtig sei wie die Datenqualität. Ronald Schild wies in Sachen Datenqualität darauf hin, dass die MVB die Verlage mittlerweile alle neun Monate auffordere, ihre Daten zu aktualisieren.

Beschluss des Sortimenter-Ausschusses zum Thema Datenqualität

„Eine deutlich verbesserte Datenqualität und verlässliche Lieferbarkeitsinformationen sind zwingende Voraussetzung für eine Metadatenbank (VLB +).

Das Sortiment benötigt in erster Linie eine qualitativ verlässliche Datenbank aller tatsächlich lieferbaren Titel. Das VLB wird diesem Erfordernis gegenwärtig nicht gerecht. Daher wäre eine Bereinigung der bislang gelisteten Titel und Eliminierung, zumindest aber deutliche Kennzeichnung der nicht lieferbaren Titel erforderlich.

Der Sortimenter-Ausschuss fordert die MVB dazu auf, eine für die Verlage vertraglich verpflichtende Lösung im oben genannten Sinne in Kürze zu erarbeiten.

Die Verlage werden einmal mehr dazu aufgefordert, die Daten ihrer Titel laufend aktuell zu halten.“

Tolino-Partnerschaft

Der Abbruch der Verhandlungen mit der Tolino-Allianz stand ebenfalls auf der Tagesordnung. Wie berichtet, hat die MVB die Gespräche mit der Allianz kürzlich eingestellt. Ronald Schild warf nochmals einen Blick zurück und sagte: „Wir haben ein halbes Jahr sehr intensiv verhandelt, die Positionen haben sich jedoch nicht vereinigen lassen. Ich bedauere das sehr.“ Die Toliono-Allianz (u.a. Hugendubel, Weltbild, Thalia) wolle schnell nach vorn kommen, im Gegensatz dazu stünde der vielstimmige kleine Buchhandel, so der MVB-Geschäftsführer.
Maximilian Hugendubel
bestätigte die Aussagen von Schild: „Es hat einfach nicht gepasst.“ Man hätte einen fundamental unterschiedlichen Blick auf die Systeme gehabt.

Büchersendungen und die Deutsche Post

SoA-Geschäftsführerin Kyra Dreher berichtete von ihren Gesprächen mit der Deutschen Post. In einer Umfrage unter Buchhändlern habe sich gezeigt, dass die Laufzeiten von Büchersendungen „immer länger zu werden drohen“. Sie habe mit drei Verantwortlichen der Deutschen Post gesprochen, die sich dieser Entwicklung nicht bewusst gewesen seien. Die Büchersendung sei ein „Dispositionsgut“, das bei Bedarf ein- und ausgeladen würde und auf der Prioritätenliste nicht ganz oben stehe.

Im Januar 2014 werde Dreher die Gespräche mit den Verantwortlichen der Deutschen Post fortsetzen. Bis dahin seien die Buchhändler aufgefordert, ihre Erfahrungen in Sachen Büchersendungen weiterhin dem SoA zu übermitteln. Auch zu den Büchersendungen wurde ein Beschluss formuliert

Beschluss des Sortimenter-Ausschusses das Vorteilsprogramm betreffend

„Der Sortimenter-Ausschuss bittet, im Rahmen des Vorteilsprogramms,

Gespräche mit den führenden Paket- und Briefdienstleistern darüber zu führen, auch Kleinsendungen bis 1 kg zu günstigeren Konditionen anzubieten.“

Verbandsinterne Verteilung der Geldmittel

Auf Wunsch von Sortimenter Manfred Keiper aus Rostock wurde dieser Tagesordnungspunkt auf die Agenda gesetzt. Keiper beklagte eine mangelnde Partizipation des SoA an der wirtschaftlichen Ausrichtung des Verbands. „Die Beitragsverteilung hat sich verschoben, meiner Ansicht nach wird ein falscher Schwerpunkt bei der Ausgabenpolitik gesetzt“, meinte Keiper. Bereits jetzt über das Budget 2015 zu sprechen, um mitbestimmen zu können, sei allerdings schwierig. Dem stimmte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, zu. Das Budgeterstellungsverfahren des Verbands sei in vielerlei Hinsicht „misslich“, etwa deswegen, weil der Vorlauf in der Tat sehr groß sei. Zugleich wies Skipis darauf hin, dass die Fachausschüsse durchaus die Möglichkeit haben, ergänzend zu den bereits erfolgten Empfehlungen der Fachausschuss-Vorstände noch weitere Hinweise für die Budgetaufstellung einzubringen.

Beschlossen wurde bei den Sortimentern, dass die Mitglieder des Ausschusses ihre Anregungen für das Budget 2015 bis Ende Dezember an den Börsenverein weitergeben werden – und somit ihr Mitspracherecht ausüben.

Manfred Keiper wies noch darauf hin, dass der Input des Sortiments bei der Verbandsarbeit „stärker abgeholt werden muss. Wir sitzen in unseren Buchhandlungen fest und stecken in einer anderen Mühle als etwa die Verleger.“ Das stelle andere Anforderungen an die Arbeit mit dem und im Börsenverein.

MVB-Beauftragter

Um die Kommunikation zwischen MVB und Sortimentern zu stärken, gab es in den vergangenen zwei Jahren als Mittelsmann einen „MVB-Beauftragten“ (Manfred Keiper). Mittlerweile hätte sich die Kommunikationspolitik der MVB jedoch deutlich ins Positive gewendet. „Die MVB versorgt uns mit allen Informationen, die wir benötigen“, so Thomas Wrensch. Daher hat der SoA beschlossen, den „MVB-Beauftragten“ abzuschaffen.

Preisaktionen bei E-Books

Christian Sprang, Justiziar des Börsenvereins, informierte über Preisaktionen bei E-Books. Zu diesem Thema hatte es vor kurzem eine Sitzung gegeben, an der unter anderen Apple mit am Tisch saß. Ziel sei es, die Verlage via Verkehrsordnung dazu zu bringen, signifikante Preisaktionen rechtzeitig mit einem Mindestvorlauf anzukündigen. „Jeder Buchhändler sollte auf seiner Website die Möglichkeit haben, Aktionen marketingmäßig zu nutzen“, führte Sprang aus.

Marketingplattform für den Buchhandel

Jürgen Ruckdeschel, Geschäftsführer von marcapo, einer Local-Branding-Agentur, präsentierte ein mögliches Projekt für den Buchhandel. Seine These: „Nur durch koordinierte Kooperation in der Vermarktung kommen Kunden zum POS Buchhandel.“

Als Beispiel führte er das Marketing-Portal von Wella an, auf das ca. 2.000 Friseure Zugriff haben. Dort gibt es etwa eine „Werbewerkstatt“, in der die Läden online ihr Logo, ihren Lageplan, Fotos etc. immer parat haben. So können beispielsweise Großflächenplakate gestaltet und gebucht werden – inklusive Werbekostenzuschuss der jeweiligen Partner. Dazu existieren Tools für die Einrichtung von Internetauftritten, den Versand von Mailings und weiterer Marketing- und Vertriebsinstrumente.

Die Vision, die Ruckdeschel für die Branche formuliert hat: Schaffung eines gemeinsamen Marketing- und Serviceangebots für Barsortimente, Verlage und stationäre Buchhändler zur lokalen Marktbearbeitung.

Stickeralbum und Lesefreunde im Rahmen der Buchmarketingkampagne Vorsicht Buch!

Anne-Mette Noack, Marketingleiterin des Börsenvereins, stellte das Stickeralbum für den Buchhandel vor, dessen Umsetzung für Herbst 2014 geplant ist. Das weitere Vorgehen: Eine Grafikerin wird eine Doppelseite layouten, um einen Einblick zu geben, wie das Album aussehen könnte. Zudem werden weitere Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern und dem Buchhandel geführt. Die bisherigen Gespräche seien „überaus positiv verlaufen“, sagte Noack.

Lesefreunde 2014 wird gemeinsam mit der Stiftung Lesen unter dem Dach von Vorsicht Buch! in die zweite Runde gehen. Buchhändler haben ab Januar die Möglichkeit, sich als Partner anzumelden.