KrimiZeit-Bestenliste Dezember

"In die Spinnennetze bayerischer Nazis"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Friedrich Ani klettert mit seinem München-Krimi "M" (Droemer) auf der ersten Platz der KrimiZeit-Bestenliste im Dezember. Bester Neueinsteiger ist John le Carré mit "Empfindliche Wahrheit" (Ullstein; Platz 3) − "unverwechselbar der Sound, kristallklar der Blick", befand die Jury. 

Anis "M" (Droemer) führt Tabor Süden und die Detektei Liebergesell in "die Spinnennetze bayerischer Nazis", heißt es in der KrimiZeit-Bestenliste. "Jemand ist verschwunden, auf diese Formel lassen sich die meisten der Ani'schen Tabor-Süden-Romane bringen", ergänzt der Juror Andreas Ammer. "Welch welthaltigen Wahnsinn und einsamkeitsverliebten Tiefsinn Ani aus dieser einfachen Konstellation zieht, verblüfft jedes Mal wieder."

Fünf Neueinsteiger gibt es im Dezember:

  • Platz 3: "Empfindliche Wahrheit" (Ullstein) von John le Carré. Aus dem Englischen von Sabine Roth. In seinem 23. Roman, so der Sprecher der KrimiZeit-Bestenliste Tobias Gohlis, "verwendet der inzwischen 82jährige seine Meisterschaft zu Intrige und indirekter Rede, um zu zeigen, wie die unterwürfige Zusammenarbeit staatlicher Stellen mit Söldnern des globalen Sicherheitsbusiness zur Ermordung Unschuldiger, zu Aktionen hemmungsloser privater Bereicherung, zu ihrer nachfolgenden Deckung und Vertuschung zugunsten privater Strauchdiebe und letztlich zum Bankrott von Moral, staatlicher Autorität und wünschenswerter Sicherheit führen."
  • Platz 5: "Tatjana" (C. Bertelsmann) von Martin Cruz Smith. Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle. "Das Schicksal der Moskauer Journalistin Tatjana erinnert an das Anna Politkowskajas, die eines Morgens erschossen vor ihrem haus gefunden wurde. Die Mörder sind bis heute nicht überführt. Tatjana ist angeblich vom Dach ihres Hauses gesprungen. Jetzt ist ihre Leiche verschwunden. Arkadi Renko, Ermittler der Staatsanwaltschaft und pessimistischer Held Martin Cruz Smith’ seit "Gorki Park" (1981) versucht sie, unter wachsender Lebensgefahr, zu finden."
  • Platz 7: "In der Nacht" (Diogenes) von Dennis Lehane. Aus dem Englischen von Sky Nonhoff. "Lehane entfaltet ... eine fiktive Geschichte der Prohibitionszeit und der Familie Coughlin. Hier steht der jüngere Sohn Joe im Zentrum, der nach einigen lehrreichen Niederlagen und intensiver Knasterfahrung Boston verlässt und Rumschmugglerkönig in Florida wird. Detailreich, atmosphärisch stark, dabei ein realistischer Versuch, den cleveren Gangster als Unternehmer deutlich werden zu lassen, der auch den Reichtum der Nation mehrt."
  • Platz 8: "Koma" (Ullstein) von Jo Nesbø. Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob. Das Urteil der Jury: "Im zehnten Band des Harry-Hole-Epos erwacht ein Mann aus dem Koma. Und stirbt doch. Derweil mahnt ein fanatischer Mörder Polizei-Versagen an. Er kopiert ungelöste Mordfälle und killt die Ermittler, die sie verbockt haben. Überbös."
  • Platz 10: "Straße des Todes" (Heyne) von Robert Crais. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger. Nach mehr als zehn Jahren Pause liegt auf Deutsch ein neuer Krimi um das Ermittlerduo Elvis Cole und Joe Pike vor. "Amerikanische Kritiker halten 'Strasse des Todes' für eines seiner besten und kompromisslosesten Bücher", so Gohlis. "Crais greift darin die üblen Machenschaften der bajadores auf. Sie überfallen die Trecks illegaler Einwanderer, die heute zunehmend aus asiatischen Ländern wie Südkorea kommen, und erpressen von ihren bereits in den USA lebenden Verwandten Lösegeld. (...) Ein harter Brocken, der nicht nur  den Schauplatz mit Don Winslows Meisterwerk 'Tage der Toten' teilt, sondern auch die unversöhnliche schriftstellerische Haltung."

Zum dritten Mal auf der KrimiZeit-Bestenliste steht Jerome Charyn mit "Unter dem Auge Gottes" (Penser Pulp bei Diaphanes) − im Dezember auf dem zehnten Platz. 

Monatlich wählen achtzehn auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel, denen sie viele Leser wünschen.

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